Wülfrath Knappe Kassen wegen Kreisverkehrumbaus

Wülfrath · Der Einzelhandel in der Innenstadt hat wegen der Baumaßnahmen beträchtliche Umsatzeinbußen erlitten. Bis zu 40 Prozent weniger Geld landete in den Kassen. Die WZ sprach mit Betroffenen.

Michael Faupel vom Naturkostladen „Besser leben“ an der Wilhelmstraße ist sauer. 40 Prozent Einnahmeneinbußen hat seine Frau und Geschäftsinhaberin Susanne durch die Umbaumaßnahmen zu verzeichnen.

Foto: Tanja Bamme

. Seit dem 2. Mai dieses Jahres war der Kreisverkehr auf der Hauptverkehrsstraße in Wülfrath abwechselnd in beide Fahrtrichtungen gesperrt. Mit Beginn der Sanierungsarbeiten begann auch eine Zeit der Entbehrlichkeit in der Kalkstadt. Um in die Innenstadt zu gelangen, mussten lange Stauphasen und Umwege in Kauf genommen werden.

Ein Zustand, der auch dem örtlichen Einzelhandel nicht verborgen blieb. „Die Baustellenzeit war für uns definitiv geschäftsschädigend“, berichtet Michael Faupel. Seine Frau Susanne betreibt den Naturkostladen „Besser leben“ auf der Wilhelmstraße. „Wir haben rund 40 Prozent weniger Umsatz erwirtschaftet, das ist schon ein starkes Stück.“ Die Schuld sieht er ganz klar beim Bauträger Straßen NRW. „Es fand kein Informationsfluss statt, wenn es was bringen würde, hätten wir Straßen NRW verklagt.“ Besonders die regelmäßig passierende Laufkundschaft ist für den Naturkostladen unentbehrlich. „Und dieser fehlte in der Bauzeit fast gänzlich. Wir können nicht nur von Stammkunden leben“, bemerkt Faupel.

Auch Marc Rexhausen vom gleichnamigen Herrenausstatter auf der Straße Im Spring fragt sich, warum die Baumaßnahme so lange dauern musste. „Es herrschte teilweise bis zu 14 Tage Stillstand. Es passierte nichts. Eine solche Baustelle muss schneller bearbeitet werden, dann muss eben auch mal samstags, sonntags und in den Abendstunden gearbeitet werden.“

Dirk Schlüter vom gleichnamigen Genießertreff auf der Wilhelmstraße spricht ebenfalls von Finanzeinbußen zwischen 30 und 40 Prozent. „Kunden, die uns sonst zwei- bis dreimal die Woche angesteuert haben, sind wegen der schlechten Verkehrsanbindung nur einmal gekommen. Sie haben den Innenstadtbereich gemieden“, erinnert sich der Geschäftsmann. Teilweise hatten er und seine Mitarbeiter bis zu 15 Minuten keinen Kundekontakt. Für Schlüter ist es die Ignoranz der Stadtverwaltung, die ihn unverständlich den Kopf schütteln lässt. „Besonders in Bezug auf die Beschilderung, die zwischenzeitig nicht vorhanden oder falsch war, hätte die Verwaltung eingreifen können“, ist sich Schlüter sicher.

Ein Fünftel weniger Einnahmen
im Vergleich zum Vorjahr

Existenzbedrohend nennt auch David Bruyers vom gleichnamigen Augenoptikergeschäft in der Fußgängerzone die vergangenen vier Monate. 20 Prozent Umsatzeinbußen, besonders im Bereich der Sonnenbrillen, musste der Familienvater verbuchen. „Das ist ein Fünftel Einnahmenverlust zum Vorjahr. Ich habe eine Familie zu ernähren, wer kommt für den Schaden auf?“, fragt sich der Inhaber. Gedanken, einen Anwalt einzuschalten um Schadensersatzansprüche geltend zu machen, spukten auch dem Unternehmer zahlreiche Wochen im Kopf herum. „Am Ende verliert man und die ganze Mühe war umsonst“, könnte sich David Bruyers vorstellen.

Alexander Rüge von der gleichnamigen Buchhandlung an der Wilhelmstraße hat sich solch starke Einbußen im Vorfeld ebenfalls nicht vorstellen können. „Ich habe Einbrüche in der Höhe, mit der ich nicht gerechnet habe“, gibt er ehrlicherweise zu. Einig sind sich die Einzelhändler alle. „Wir hätten uns gewünscht, dass man mit uns spricht und uns über die Geschehnisse auf dem Laufenden hält. Wir haben stets vor einem großen Fragezeichen gestanden“, fasst Michael Faupel zusammen und betont: „So etwas darf nicht noch einmal ­passieren.“