Wülfrath Friedhofscamp: Mitstreiter gesucht

Wülfrath · Pfarrer Klaus-Peter Rex möchte auch in diesem Jahr wieder nach Lettland reisen und vor Ort einen jüdischen Friedhof reaktivieren

Bereits seit dem Jahr 2005 sind Helfer regelmäßig bei dem Friedhofsprojekt engagiert.

Foto: Klaus-Peter rex/Lot e. V./Lot e. V.

. Längst vergessene jüdische Ruhestätten aus ihrem Dornröschenschlaf zu wecken ist die Intention von Pfarrer Klaus-Peter Rex, der auch in diesem Jahr zur Reaktivierung eines Friedhofs nach Lettland Reisen möchte. Geplant ist die Aufwertung einer Fläche in Subate. Die Gemeinde ist an einem großen See gelegen. Für das Friedhofsprojekt sucht Pfarrer Rex noch Mitstreiter, neun Plätze stehen noch zur Verfügung.

Doch wie kam der Pfarrer aus Wülfrath auf die Idee, die jüdischen Gedenkstätten in Lettland von der mittlerweile überwuchernden Vegetation zu befreien. „2004 war ich mit einer Band in Jerusalem und bin dort von dem Organisator auf die Friedhöfe angesprochen worden. Seit der Wende in Deutschland habe ich mich für Lettland eingesetzt und Spenden dorthin gefahren, mir war das Land also nicht fremd“, berichtet Pfarrer Rex, den die Idee der Friedhofsaufwertung nicht mehr losließ.

Bereits zehn jüdische Friedhöfe in 16 Jahren von Helfern aufgewertet

2005 besuchte er mit einer Hand voll Schülern des 12. Jahrgangs des Gymnasiums Wülfrath den ersten Friedhof und schaffte es, diesen wieder für die Allgemeinheit zugänglich zu machen. Mittlerweile wurden in den vergangenen 16 Jahren bereits zehn solcher jüdischen Friedhöfe aufgewertet. „Für mich ist es eine tolle Lernaktion. Gerade jüngere Menschen sind oft noch gar nicht mit einem Juden in Kontakt gekommen. Auf diesen Reisen wird die Akzeptanz beider Seiten gefördert“, ist sich der Pfarrer sicher.

Die Teilnehmerzahl ist mit
zwölf Personen gut aufgestellt

In Subate wurde von der jüdischen Gemeinde bereits Vorarbeit geleistet. Eine Mauer um den einstigen Friedhof ist bereits gezogen worden. „Bei unserer Reise geht es darum, dass wir primär die überschüssige Vegetation entfernen, die Fläche kartografisch erfassen und die Grabsteine dokumentieren“, so der Initiator, der für sein Friedhofscamp Fördergelder vom Außenministerium erhält. Für die Verpflegung vor Ort, aber auch die Unterkunft und die Flüge berechnet Pfarrer Klaus-Peter Rex gerade einmal 260 Euro pro Person. Dass die Teilnehmerzahl begrenzt ist, liegt übrigens an dem Autobus, der vor Ort von einem Reiseunternehmen gestellt wird. „Es hat also nichts mit der Corona-Pandemie zu tun“, erklärt Pfarrer Rex, der grundsätzlich zwölf Teilnehmer auch als eine „gute Größe“ betitelt.

Die Reise ist auf 14 Tage – vom 1. bis zum 15. August dieses Jahres – ausgerichtet worden. Wie viel Zeit die Aktion aber tatsächlich in Anspruch nimmt, kann der Initiator erst nach ein paar Tagen vor Ort sagen. „Wir wissen schließlich noch nicht, was uns dort erwartet, wie viele Grabsteine sich vielleicht auch schon unter der Erde befinden und zugeschüttet wurden. Das werden wir erst sehen, wenn wir angereist sind“, versichert Pfarrer Rex, der seine Friedhofscamp stets in Kooperation mit der jüdischen Gemeinde in Lettland plant. „Mal bekommen wir Friedhöfe von der Gemeinde genannt, mal wenden sich Bürger direkt an uns. Auch das aktuelle Projekt in Subate wurde uns von einem Anwohner vor Ort ans Herz gelegt.“

Wie viele jüdische Friedhöfe in Lettland noch im Verborgenen liegen, kann Klaus-Peter Rex freilich nicht sagen. „Denn die Friedhöfe sind meist außerhalb von Städten errichtet worden und liegen auch heute noch mitten in Wäldern“, erklärt der Fachmann, der ein abgeschlossenes Projekt in die Hände der dortigen Stadtverwaltungen legen will. Die Stadtverwaltung kümmert sich laut Vereinbarung anschließend um die Instandhaltung und Pflege der Flächen. „Und meistens funktioniert das auch ganz gut“, gibt Pfarrer Klaus-Peter Rex wieder.

Im Anschluss an die Aktion in Subate ist eine Feierlichkeit mit dem deutschen und israelischen Botschafter sowie mit der jüdischen Gemeinde geplant. Interessierte sollten sich jedoch zeitnah melden, da im Vorfeld noch notwendige Coronaschutzimpfungen durchgeführt werden müssen.