Nahverkehr: West will nicht länger warten

Die Bushaltestellen im Stadtteil sind schlecht ausgestattet. Lange schon versucht die Politik das zu ändern. Nun gibt es einen Generalplan – doch der erstreckt sich über fünf weitere Jahre.

Ratingen. Sie werden kein Verständnis haben, die Bürger, die in Ratingen West auf einen Bus warten müssen. Besonders nicht, wenn ihnen mal wieder der Regen aufs Haupt prasselt und der Wind um die Ohren pfeift.

Auch die Geh- oder Sehbehinderten verstehen es nicht, warum so viele Bushaltestellen für sie noch immer untauglich sind, warum sie keine Sitzgelegenheit finden und keine Orientierungshilfe. Seit Jahren ist das Thema bekannt - und vielleicht ändert sich auch weitere Jahre nichts daran.

Dabei hat das Rathaus inzwischen einen detaillierten Plan aufgestellt, der den Missstand von Grund auf beheben soll. "Haltestellen Ratingen West - Verbesserungsvorschläge" ist das Papier nüchtern überschrieben, darin wird jeder der 34 Haltepunkte im Stadtteil aufgelistet: wem er gehört, was zu tun ist und auch bis wann.

Am Mittwoch wird der Bezirksausschuss West darüber beraten, und eines ist jetzt schon klar: Er wird den Plan nicht einfach abnicken. "Um den Zeitablauf wird es eine heftige Diskussion geben", meint die Ausschussvorsitzende Elisabeth Müller-Witt (SPD).

In der Sache selbst ist sie durchaus einverstanden und rechnet auch mit der Zustimmung durch die anderen Mitglieder. "Doch das Ganze zieht sich jetzt schon unendlich hin - die Bezirksausschüsse sind mit ihrer Geduld am Ende, wir wollen endlich Taten sehen", wettert sie.

Dass die Verwaltung nicht sofort handelt, liegt daran, dass sie auf eine kostengünstige Gesamtlösung für das ganze Stadtgebiet hofft. Bisher gibt es nämlich einen Vertrag mit dem Werbeflächen-Vermarkter Zacharias. Der hat bereits einige Unterstände aufgestellt - die er im Gegenzug mit Werbung ausstatten darf. Das Modell ist ausbaufähig - und der Vertrag mit Zacharias läuft Ende des nächsten Jahres aus.

Gesucht wird nun also ein Vertragspartner, der weitere Wartehäuschen aufstellt und die Haltestellen mit Licht und Sitzgelegenheiten ausstattet. Damit das Erscheinungsbild stadtweit einheitlich ist, soll nur ein Partner den Zuschlag bekommen. Für Wartehäuschen, die sich nicht für Werbung eignen, könnten alternative Werbeflächen oder Bares den Ausgleich schaffen.

Dass es dabei nicht um Beträge aus der Portokasse geht, rechnet das Planungsamt auch gleich vor: Wartehäuschen und deren barrierefreier Ausbau kosten allein in West ungefähr 470000 Euro, durch Werbepartner könnten geschätzte 170000 Euro - die Kosten für die Wartehallen - eingespart werden.

Doch einen Baubeginn 2010 mit einem Horizont von drei weiteren Jahren will der Ausschuss nicht hinnehmen. "Bestimmte Haltestellen, etwa Erfurter Straße, sollten längst vorgezogen werden", sagt Müller-Witt. Das sei schon vor zwei Jahren bei einer Ortsbegehung beschlossen worden. Ohne Effekt. Auch, dass manche Haltestellen mit niedriger Priorität bewertet wurden, passt ihr nicht. "An einigen Haltestellen müssen wir die subjektive Sicherheit erhöhen. Mit ein paar zusätzlichen Lampen wäre das schnell einzurichten."