Neviges: Keine Sicherheitsbedenken bei Konzert im Kerzenschein

Für das Bauordnungsamt ist der Dom sicher – zumal in diesem Jahr gar keine Kerzen angezündet würden.

Neviges. Die "Konzerte bei Kerzenschein" im Mariendom zählen zu den stimmungsvollsten und schönsten in der Region. Die Atmosphäre in dem gewaltigen Sakralbau und das anspruchsvolle Programm, das der Symphonische Chor Wuppertal gemeinsam mit dem Chor der Landesregierung Düsseldorf und dem Oratorien-Chor Hilden bietet, locken seit Jahren jeweils über 1.000 Konzertbesucher nach Neviges.

Und genau hierin sieht Hans-Dieter Sippel ein großes Problem: "Gefahr für Leib und Leben" - so überschrieb er seinen Einschreiben-Brief an das Velberter Amt für Feuer- und Zivilschutz, das der Wuppertaler an die WZ weitergeleitet hat. Sippel fürchtet beträchtliche Risiken für die Zuhörer und auch die Musiker in dem voll besetzten Gotteshaus.

So würden die Tribünen die Fluchtwege und -türen versperren. Auch der Weg in die Sakristei, von wo aus die Beleuchtung im Dom geschaltet wird, werde blockiert. In der Vergangenheit hätte man zudem Rollstuhlfahrern erlaubt, die erste Reihe zu besetzen.

"Der schmale Mittelgang zwischen den Stühlen erlaubt gerade einmal die Durchfahrt eines Rollstuhls. Was wird im Falle einer möglichen Panik geschehen?", fragt Sippel. Heikel seien auch die Emporen. Sie können nur über Wendeltreppen begangen werden, die lediglich ein oder zwei Personen den Durchgang erlaubten und zu "schon im Normalfall extrem schlecht beleuchtet sind."

Die Stühle im Dom - mal mit, mal ohne Kniebank - sieht Sippel als gefährliche Stolperfallen. Und schließlich will er von der Verwaltung wissen, welche Feuerschutzmaßnahmen angesichts "der vielen brennenden Kerzen im gesamten Dom" getroffen wurden. Sein Fazit: Es sei "absolut unzeitgemäß", dass 1.400 Menschen "einem derartigen Risiko ausgesetzt werden".

Beim zuständigen Bauordnungsamt sorgte das Schreiben für Irritationen, gleichwohl hätten sich die Verantwortlichen umgehend ein Bild vor Ort verschafft, erklärte Fachgebietsleiterin Karin Wirtz. Die Aufzählung der angeblichen Risiken kann sie nicht nachvollziehen.

So sei die Breite der Rettungswege ausreichend bemessen, auch eine Notbeleuchtung sei vorhanden. "In welcher Kirche gibt es das schon?" Wirtz: "Der Mariendom ist vor 40 Jahren für 3.000 Besucher genehmigt worden. Entsprechend sind auch die Flucht- und Rettungswege angelegt worden."

Außer dem Haupteingang führe auch unterhalb der Empore ein Weg nach draußen, aus dem Kirchenschiff gehe ein Fluchttreppe nach unten, und rechts im Altarraum lasse sich ein großes Fenster als Fluchtweg komplett öffnen.

Zum Thema Brandschutz erklärte Wirtz: "Diesmal werden gar keine Kerzen eingesetzt, sondern Batterieleuchten." Aus Sicht des Bauordnungsamtes gibt es deshalb keinen Anlass, diese Veranstaltung abzusagen.

Von der Velberter Feuerwehr gab es am Dienstag keinen Kommentar: Das Schreiben sei an die zuständige Stelle weitergeleitet worden. Dagegen war Wallfahrtsleiter Pater Herbert Schneider richtig zornig: "So einen unverschämten Unsinn habe ich noch nie gehört. Eigentlich müsste man eine Verleumdungsklage einreichen, aber ich bin ein friedliebender Ordensmann." Die großen Domtüren würden sich nach draußen öffnen, zudem gebe es fünf Fluchtwege. "Im Dom dürfen 2.500 Menschen stehen und 800 sitzen."