Wülfrath Stadt fördert die Chancengleichheit

Wülfrath · Sozialarbeiterin Pia Peuser betreut die Verwaltung des Bildungs- und Teilhabepakets bei der Stadt Wülfrath und steht für Einrichtungen und Familien als Ansprechpartnerin zur Verfügung.

Pia Peuser ist neue Ansprechpartnerin bei der Schulsozialarbeit und betreut primär das Bildung- und Teilhabepaket. Was es damit auf sich hat, erklärt die 26-jährige Sozialarbeiterin gemeinsam mit Sozialamtsleiter Mike Flohr.

Foto: Tanja Bamme

Seit August dieses Jahres hat Pia Peuser im städtischen Sozialamt die Stelle der Schulsozialarbeit übernommen, die sich primär mit dem Bildungs- und Teilhabepaket beschäftigt. Die 26-jährige Wülfratherin hat somit die seit Ende vergangenen Jahres freigewordene 85-Prozent-Stelle im Sozialamt übernommen, die zuvor von zwei Mitarbeitern des Kinder- und Jugendhauses geleitet wurde.

Ein unbekanntes Gesicht ist Pia Peuser in den Reihen der Stadtverwaltung allerdings nicht. Bereits in ihrer Ausbildungszeit als Erzieherin arbeitete die Verwaltungsmitarbeiterin in städtischen Kindertagesstätten, studierte im Anschluss Soziale Arbeit und durfte einen Großteil ihres Berufssemesters ebenfalls in der Kalkstadt absolvieren. Als Ansprechpartnerin für das Bildungs- und Teilhabepaket ist es primär die Beratung von Einrichtungen und Leistungsempfängern, die einen Schwerpunkt des aktuellen Arbeitsalltages der neuen Mitarbeiterin ausmachen.

„Die Kindergärten habe ich mittlerweile alle besuchen können und bin auf sehr gut informierten Erzieher gestoßen, die sich mit den Ansprüchen auskennen und die Information auch an die Eltern weitergeben“, versichert Peuser. Termine in Schulen stehen noch an.

Doch welche Leistungen sind im gesetzlich verankerten Paket enthalten? „Die Leistungen sind vielschichtig“, erklärt Sozialamtsleiter Mike Flohr. „Ziel ist es, Chancengleichheit für Kinder und Jugendliche zu schaffen.“ Dies beginnt bereits bei Ausflügen und mehrtägigen Fahrten, deren Kosten durch das Paket übernommen werden können. Auch stehen leistungsberechtigten Familien pro Kind und Schuljahr 150 Euro für Schulbedarf zur Verfügung. Der Eigenanteil des Schokotickets (Schülerticket im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr) kann ebenso übernommen werden, wie Nachhilfeunterricht und Essensgelder für Kindertagesstätten und Offene Ganztagsschulen (Ogatas). „Zudem kann die Teilhabe an Kultur-, Sport- und Freizeitaktivitäten mit monatlich 15 Euro gefördert werden“, ergänzt Pia Peuser.

Wer diese Leistungen in Anspruch nehmen kann, ist ebenfalls klar definiert. So stehen die Gelder primär Kunden des Jobcenters zur Verfügung, die SGB II (Hartz IV), SGB XII (beispielsweise Hilfe zum Lebensunterhalt) oder wohngeldberechtigt sind. Auch Asylbewerber und Kinderzuschlagsempfänger können Leistungsübernahmen beantragen. „Den Anträgen müssen Bescheinigungen beigelegt sein, die beispielsweise die Mitgliedschaft in einem Verein oder die Notwendigkeit von Nachhilfe dokumentieren“, klärt Mike
Flohr auf.

Mischung aus Unwissenheit
und Scham auf Seite der Eltern

Nach Ansicht des Sozialamtsleiters nehmen noch zu wenige Wülfrather Familien die Leistungen tatsächlich in Anspruch. „Es gibt schätzungsweise 600 Kinder, die einen Anspruch auf die Leistungen hätten“, mutmaßt er und ergänzt: „Genaue Zahlen liegen uns aber leider nicht vor.“ Rund 175 Kinder nehmen derzeit Leistungen der verschiedenen Kategorien in Anspruch. Ob die Differenz aus Unwissenheit der Eltern zustandekommt oder die Schamgrenze zu groß ist, Leistungen in Anspruch zu nehmen, kann Mike Flohr ebenfalls nicht mit Gewissheit sagen. „Es wird sicher eine Mischung aus beiden Szenarien sein.“