Wülfrath Knorr-Bremse-Schließung: Diese Folgen drohen Wülfrath
Wülfrath · Erst träfe es die Familien der Mitarbeiter, dann die Stadt, weil es empfindliche finanzielle Einbußen gäbe.
. Wenn die Ankündigung von Knorr-Bremse, die Produktion in Wülfrath einzustellen, Realität werden sollte, hat dies natürlich für die Stadt weitreichende Konsequenzen. Der Verlust der Arbeitsplätze von Menschen, die in Wülfrath wohnen, träfe die Familien von hunderten Mitarbeitern. Sollten sie nicht zeitnah neue Jobs in der Kalkstadt finden, könnte der Wegzug folgen, oder der Bedarf an Transferleistungen entstehen, also Arbeitslosengeld. Abgesehen von den persönlichen Schicksalen der Menschen wäre der finanzielle Einschnitt für Wülfrath deutlich spürbar.
Der Haushalt der Stadt wäre von der Schließung hart getroffen
Die Kaufkraft der Beschäftigten bräche für den lokalen Einzelhandel ein. Freilich wäre auch der Haushalt der Stadt betroffen. Ein bedeutendes Gewerbesteuerpotenzial würde wegbrechen. „Liegt die städtische Steuerkraft unter dem nach dem Gemeindefinanzierungsgesetz anerkannten fiktiven Finanzbedarf der Stadt, werden zwar bis zu 90 Prozent der Summe zeitverzögert in Form von Schlüsselzuweisungen ersetzt, das will aber keiner haben“, sagt Kämmerer Rainer Ritsche im Gespräch mit der WZ. Natürlich seien Arbeitsplätze vor Ort, die Einkommenssteuer produzieren, wünschenswert. Ohne die Arbeitsplätze verliere Wülfrath auch an Attraktivität als Wohnort. „Das ist nicht kompatibel zu unserer Strategie 22 plus, die ein moderates Einwohnerwachstum zum Ziel hat.“
Der Anteil an der Einkommensteuer beträgt für Kommunen 15 Prozent. Genaue Zahlen kann der Kämmerer nicht nennen, weil er nicht weiß, wie viele der betroffenen Mitarbeiter in Wülfrath leben und wie hoch deren Einkommenssteuerlast ist. Die Einkommensteueranteile der Kommunen werden vom Land nach dem Wohnortprinzip verteilt. Die Summe der Gewerbesteuer kennt er, nennt sie aber mit Hinweis auf das Steuergeheimnis nicht.
„Die Standortentscheidung wird wohl in München getroffen“, meint Rainer Ritsche mit Blick auf das geplante Kompetenzzentrum. Die Verwaltung bleibe im intensiven Gespräch mit Knorr-Bremse, aber zunächst müssten viele offene Fragen geklärt werden. „Wir wissen nicht, wie viele Arbeitsplätze vorgesehen sind, wie die Anforderungen an Räumlichkeiten aussehen. Wird dort nur geplant, wird etwas testweise zusammengebaut, gibt es Lärm?“, umreißt der Kämmerer nur einige Fragen, deren Beantwortung für die Suche nach einem passenden Standort (in Wülfrath) unerlässlich sind. Die Verwaltung hatte Knorr-Bremse angeboten, an dieser Stelle zu helfen. In der Hoffnung, dass diese Hilfe auch gewünscht ist.
Auch Wirtschaftsförderer Karsten Niemann betont, dass der Gesprächsfaden mit der Geschäftsführung von Knorr-Bremse Steering Systems nicht abgerissen ist. „Wir werden in zwei Wochen zusammenkommen, um über Standortfaktoren zu sprechen“, sagt Karsten Niemann. Dieses Zeitfenster habe sich die Geschäftsführung erbeten, um zunächst „intern Dinge klären zu können“. Der Wirtschaftsförderer erwartet, dass er dann auch das Raumbuch des Werksgeländes in Augenschein nehmen kann. „Das ist hilfreich, wenn es um die mögliche Folgenutzung geht.“ Sollte das Kompetenzzentrum doch an diesem Standort aufgebaut werden, wären auf jeden Fall noch Räumlichkeiten vakant.