Velbert. Museumsbesucher kamen zum vorerst letzten Mal
Velbert. · Leiter Ulrich Morgenroth kommt auf gut 900 Führungen durch die Sammlung der Sicherheitstechnik im Velberter Museum.
Am Sonntagabend wurde der Schlüssel im Deutschen Schloss- und Beschlägemuseum endgültig umgedreht: Das Forum Niederberg wird umgebaut, die Ausstellung präsentiert sich in rund einem Jahr im Neubau neben der Herminnghaus-Villa in neuer Form. Mit einem Museumsfest verabschiedete sich das Museum aus dem Forum, das die Sammlung rund um die Schließ- und Sicherheitstechnik seit 37 Jahren beherbergte. Seit 2001 ist Ulrich Morgenroth der Leiter des einzigartigen Museums: „Ich habe das mal überschlagen, so rund 900 Führungen werde ich in dieser Zeit gemacht haben.“ An diesem Wochenende war es die letzte an dieser Stelle.
Besucher staunen darüber,
wie wertvoll einst Eisen war
Der Kustos begann mit der Frühgeschichte: „Als die Menschen noch als Nomaden umherzogen, gab es keinen Bedarf etwas vor dem Zugriff anderer zu sichern, das kam erst mit der Sesshaftigkeit auf. Vor 7000 bis 8000 Jahren gab es im heutigen Orient erste Technologien, um sich zu sichern“, so der Historiker und führte über das Stockriegelschloss zu den Fallriegelschlössern, nach deren Prinzip die heutigen Schließzylinder funktionieren. Die Besucher staunten, wie wertvoll einst Eisen war, aus dem die Schlösser gefertigt wurden. „Erst 1763 wurde Koks erfunden, zuvor wurde Eisenerz mit Holzkohle hergestellt. Für ein Kilo Eisen brauchte man fünf Kilo Holzkohle“, so Morgenroth und präsentierte seinen Besuchern eine massive Eisentür einer spätmittelalterlichen Burg: „Dafür brauchte man 22 Bäume, da wird deutlich, wie kostspielig es war, eine solche Tür herzustellen.“
Über einige andere Stationen kam der Hüter der Schließtechnik zu einem besonderen Trickschloss: „Mein absolutes Lieblingsstück. Es erzählt Geschichte. Schauen sie auf die Figuren, die sind kalt aus dem Eisen geschnitzt worden, eine unheimlich aufwändige Arbeit. Die Heiligenfiguren sollten Diebe vom unerlaubten Zugriff abhalten. Wer es trotzdem öffnen wollte, der musste an Petrus vorbei und Jesus umlegen, um es zu öffnen. Das Schloss wird im neuen Museum einen Ehrenplatz erhalten.“
Über die Geldkassen ging es zu Entwicklung der niederbergischen Schloss-und Beschlagherstellung, die von vielen Bauern wegen der ungünstigen Bodenverhältnisse im Nebenerwerb betrieben wurde. Die kunstvollen, handgemalten Musterbücher enthielten ein Geheimnis: „Man machte englische Schlösser nach. Die Briten setzen darauf hin durch, dass deutsche Waren die Bezeichnung ‚Made in Germany’ tragen mussten. Tja, nicht nur der Brexit ging nach hinten los, auch das lief anders als gedacht: ‚Made in Germany’ ist weltweit die stärkste Marke.“ Gerhard Roth aus Frankfurt am Main war nach der Führung begeistert. Vor seinem Besuch bei Bekannten in Velbert googelte er, welche Museen es in der Stadt gibt. „Da passte das Museumsfest kurz vor der Schließung bestens. Besonders begeistert hat mit die alte Schmiede mit Zange und Amboss, das hat mich sehr an früher erinnert“, so der gelernte Maschinenbauer. Zange und Amboss gab es nicht nur zum anschauen, sondern auch zum Anfassen. Vor dem Forum brachte der Museumspädagoge und Schmied Olaf Fabian Knöpges mit Holzkohle Eisenteile zum Glühen, die unter seiner Anleitung von Kindern mit dem Hammer auf dem Amboss bearbeitet wurden.
„Das macht mir großen Spaß, ich bastele sowieso sehr gerne“, freute sich der elfjährige Eric über die neue Erfahrung, wie er mit festem Hammerschlag aus einem Eisenstab ein Messer wurde. Bei Antonia Knöpges, der Tochter des Schmieds, ging es weniger laut zu: Sie erhitzte Zinn, das in eine Form gegossen wurde. Die wurde nach ein bisschen Warten geöffnet: Fertig war der Schlüssel.