Velberter feiern „very british“
Beim großen Fest im Herminghauspark waren nur ein paar englische Ansätze zu erkennen. Besuch aus Corby glänzte durch Abwesenheit.
Velbert. „Very British“ sollte es gestern Morgen im Herminghauspark zugehen. Die Velberter waren aufgerufen, die karierte Picknick-Decke auf den großen Rasenflächen auszubreiten, um vornehm britisch zu speisen. Vielleicht lag es an den schwül-heißen Temperaturen, dass nur wenige Besucher zum Freiluft-Mahl kamen. Dafür erschienen Sandra und Andreas Marx stilecht im Blumenkleid und Strohhut sowie im Anzug und Spazierstock zu dem Event.
Schon seit der frühen Jugend begeistern sich die beiden Velberter für Großbritannien und dem Lebensstil im Königreich. Nachdem sich die „größten England-Fans diesseits des Kanals“, wie sie selbst über sich sagen, kennengelernt hatten, wurde selbstverständlich in englischem Stil geheiratet. „Mein Mann trug einen Cut und ich die Kopie des Brautkleides von Kate Middleton“, erinnert sich die Lady und schenkt aus der bauchigen Kanne noch etwas Darjeeling-Tee nach. Dazu reicht sie Teegebäck und Sandwiches, belegt mit Cheddar-Käse.
„Wir haben uns seit Monaten auf dieses Event gefreut, verrät das Ehepaar. Allerdings waren sie ein bisschen enttäuscht. „Das Ambiente hätte etwas britischer sein können“, bemängeln sie. Zwar bot ein Stand süße Karamellverführungen, Marmelade und Tee an, ein Imbisswagen hatte neben Pommes und Currywurt auch Fish and Chips im Angebot, doch ansonsten gab es nicht viel von der Insel. Passende Musik lieferte das Dudelsack Ensemble der Volkshochschule Velbert/Heiligenhaus, nebenan trainierten Männer und Frauen in Schottenröcken mit Baumstämmen und Hufeisen für die zehnten Velberter Highland Games, die am 10. September vom CVJM Dalbecksbaum neben der Apostelkirche ausgetragen werden.
Völlig fehlten Besucher aus Corby. Mit der Industriestadt nordöstlich von London ging Velbert 1965 eine Städtepartnerschaft ein, mit dem Parkfest sollte an die deutsch-britische Verbindung erinnert werden. „Ich hatte eine Absage nach der anderen erhalten“, bedauerte Susanne Susok, die im Büro des Bürgermeisters für die Städtepartnerschaft zuständig ist. Zuletzt musste die Band „Shadow on the Sun“ absagen. „Da ist jemand krank geworden, da kann man nichts machen“, zuckt die Partnerschaftskoordinatorin mit den Schultern. Lediglich der deutsch-englische Freundschaftsverein informierte über die Stadt Corby, die eine Bahnstunde von London entfernt liegt und als Wohnort für Beschäftigte der Metropole immer interessanter wird.
Der Altbürgermeister Heinz Schemken, der die Städtepartnerschaft immer wohlwollend begleitete, fand es sehr traurig, dass die Beziehungen so nachgelassen haben. „Das hätten die Heiligenhauser besser hingekriegt“, bemerkte er im Hinblick auf die sehr lebendigen internationalen Beziehungen der Nachbarstadt. Das Parkfest hatte dennoch einiges zu bieten: Neben einem bunten musikalischem Programm stellten sich viele Einrichtungen und Vereine vor. Der Velberter Männerchor machte bereits auf sein Weihnachtskonzert aufmerksam, daneben gackerten die Hühner des Langenberger Rassegeflügelzuchtvereins Langenberg. „Wir wollen den Kindern was bieten“ so zweiter Vorsitzender Fred Manhold und drückt der vierjährigen Elif ein kuschelweiches Seidenhuhn in die Arme, die das Tier begeistert an sich nahm.
Am Samstagabend fand ein großes Konzert mit Feuerwerk unter der Saubrücke statt. Bevor die Musiker in die Tasten und Saiten griffen und für Stimmung sorgten, wurde die gesperrte Parkstraße mit mehreren Getränke- und Imbissständen zur Feiermeile. Nach dort hatten Sonja Glittenberg und Katja Höhfeld ihre Freundin Andrea Hecker gezogen. Bevor die „Kaiserin“ in zwei Wochen Frank Vossgätter heiratet, organisierten die Freundinnen einen zünftigen Junggsellinnenabscheid. „Warum nach Köln oder Düsseldorf gehen, da kennt uns keiner, hier in Velbert trifft all man die Leute, die man treffen muss.“