Velbert Beim Essen neue Kontakte knüpfen
Velbert · Erste Vesperkirche im Rheinland: Das Konzept der Vielfalt unterm Kirchendach geht auf.
Statt andächtiger Stille empfängt den Besucher der Christuskirche ein vielstimmiges Gemurmel und klapperndes Geschirr. Bis zum 3. Februar hat sich die größte evangelische Kirche im Niederbergischen in ein Restaurant verwandelt. Die Kirchenbänke unter der großen Kuppel haben langen Tischreihen Platz gemacht, verziert mit grünen Tischläufern, passend dekoriert mit Tulpen und LED-Teelichtern. Die erste Vesperkirche im Rheinland ist eröffnet.
„Das Konzept ‚Vielfalt unterm Kirchendach’ ist aufgegangen“, freut sich Frank Wessels, der Öffentlichkeitsbeauftragte für den Kirchenkreis Niederberg. „Es sind nicht nur Besucher aus der Kerngemeinde gekommen, sondern auch solche, die man noch nie gesehen hat. Die Leute kommen und haben Spaß. Einer fragte mich, wo es sonst mittags ein Drei-Gänge-Menü gibt.“
Nachdem Eröffnungsgottesdienst am Sonntag wurden 250 Mahlzeiten ausgegeben. Superintendent Jürgen Buchholz machte sich so seine Gedanken, ob das denn auch Montag klappen würde. „Großartig“, freute er sich gestern der Superintendent des Kirchenkreises, band sich eine Schürze um und schnappte sich ein Tablett, um die viele Gästen zu bedienen. Viele Ehrenamtliche kümmern sich um das Wohl der Gäste, darunter Schüler des Nikolaus-Ehlen-Gymnasiums und angehende Sozialassistenten vom Berufskolleg Bleibergquelle. Für Dejan Barac nichts Neues, er kellnert gelegentlich. „Das macht hier richtig Spaß, man hat sogar selber Zeit, etwas zu essen.“
Rowina Klenner schätzt es, dass sie beim Servieren neue Erfahrungen macht und Kontakte knüpfen kann. In Kontakt kommen die Besucher, ganz so wie es sich die Veranstalter wünschen. Marianne Brügger kam aus Langenberg in die Christuskirche. Am Tisch lernte sie Hilde Kottke kennen, ebenfalls aus Langenberg, aber dort sind sich die beiden Damen nie begegnet. Jetzt kamen sie richtig ins Gespräch. „Wir werden uns demnächst noch öfters treffen“, beschlossen die 87- und 85-Jährige.
„Als rundum gelungen“, bezeichnet Nadine Klöckl die Vesperkirche. „Es ist an alles gedacht, sogar an eine Kinderspielecke“, fiel der Mutter von vier Kindern auf. „Mir gefällt die Offenheit und die Gemütlichkeit. Hoffentlich gibt es das demnächst mal wieder“, wünscht sich die Langenbergerin, die dann gerne selbst mithelfen möchte.
Zwischendurch bat Elisabeth Selter-Chow um Aufmerksamkeit für einen geistlichen Impuls. Sie einen Text des Kabarettisten Hanns-Dieter Hüsch, der vom lieben Gott handelte, der sich in einer Kirche einschließen ließ und dort einschlief. Die Stimmung unter den Helfern ist ebenfalls gut, so wie bei Christel Bierwas. „Wann komme ich als ältere Frau schon mal mit Schülern zusammen? Die Arbeit mit denen bei der Essensausgabe macht richtig Spaß.“
Zufrieden ist auch der Koch Kai Stachelhaus. „Die Resonanz ist durchweg positiv“, stellt der Inhaber des Landhaus Stolberg fest, der gestern die Gäste mit unter anderem mit Rinderbraten, Klößen und Rotkohl verwöhnte. Dennoch gab es Kritik: Bernd-Jürgen Schönfeld musste sich anhören, man habe die Kirche entweiht, weil die Bänke verschwunden sind. „Die haben wir mit einem Schreiner in benachbarte Turnhalle getragen, da lagern sie gut“, so der Presbyter, der dafür sorgte, dass die Vespergäste an Tischen und Stühlen sitzen können. „Die wiederum kommen aus der Markuskirche und der ehemaligen Friedenkirche.“