WZ befragte Nevigeser nach der Überzeugung von Schutzengeln
Alle Nevigeser, die die WZ befragte, sind der Überzeugung, dass es Schutzengel gibt — wobei diese nicht die Gestalt eines geflügelten Himmelswesens haben müssen.
Neviges. Er beschützt vor Unfällen, Krankheiten und anderen Schicksalsschlägen. Die einen stellen ihn sich klassisch mit Flügeln und in weißem Gewand vor, andere wiederum sehen ihn als spirituelle Kraft oder einfach als eine Stimme, die zu einem spricht und vor schlimmen Dingen warnt: der Schutzengel. Zwei Drittel aller Deutschen glauben laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa an die geflügelten Beschützer. Und das über alle Religionen hinweg.
Als ihren ständigen Begleiter bezeichnet Elisabeth Tilling ihren Schutzengel. Seit der Kindheit glaubt sie „fest daran“, dass es ihn gibt. Sie stellt ihn sich nicht als ein Wesen mit Flügeln vor. „Der Engel hat für mich eher spirituellen Charakter“, sagt die 54-Jährige. In den vergangenen Tagen habe sie die Kraft eines Schutzengels gespürt — den ihrer Mutter. „Sie ist zurzeit im Krankenhaus. Und dort ist sie jetzt schon häufiger gefallen. Aber nie ist wirklich etwas passiert. Da muss doch jemand seine schützende Hand über sie halten“, sagt die Nevigeserin.
Das hat auch Gabi Nettelbeck gedacht, als sie einmal auf dem Heimweg von ihrer Arbeit war. „Als ich in den Kreisverkehr in Tönisheide einbog, wäre ich beinahe über ihn hinweg gebrettert, weil ich so in Gedanken war. Zum Glück hat ein anderer Autofahrer, der auch in den Kreisverkehr einbog, eine Vollbremsung gemacht, sonst wäre er in meine Fahrertür gefahren“, erzählt sie. Da habe sie schon gedacht: „Wie gut, dass jemand aufgepasst hat.“ Allerdings glaubt die 48-Jährige nicht, „dass es sich dabei wirklich um einen klassischen Schutzengel handelt“. Überzeugt sei sie aber davon, dass Gott seine Boten hat, die auf einen Acht geben.
Pfarrer Wolfhard Günther von der evangelischen Kirchengemeinde Tönisheide weiß als Theologe, dass es Engel gibt. „Die Bibel ist ja voll davon“, sagt er. Aber er glaube jetzt nicht an die geflügelten Boten, die um einen herumschwirren. „Dazu bin ich ein zu alltagsbezogener Mensch“, sagt der Geistliche (47), fügt aber hinzu: „Ich habe schon die Erfahrung gemacht, dass Menschen zu Boten Gottes werden.“ Zum Beispiel, als er selbst einmal krank war. „Da hatte ich wunderbare Menschen an meiner Seite, die sozusagen durch ihre Unterstützung zu meinen Engeln geworden sind.“
Auch für Heidemarie Krabbe ist ein Mensch zu ihrem Schutzengel geworden. „Ich bin fest davon überzeugt, dass meine Mutter mich beschützt, auch wenn sie schon seit 20 Jahren tot ist“, sagt die 67-Jährige. Vor 15 Jahren habe sie ihren Mann kennengelernt. „Da habe ich ihn in Wuppertal besucht. Auf dem Heimweg nach Velbert bin ich in einen schrecklichen Regen geraten. Die Fahrt war gefährlich. Da habe ich gerufen: ,Mutti, hilf mir’. Und prompt hörte der Regen langsam auf und ich konnte heil zu Hause ankommen.“ Auch heute noch spricht Krabbe mit ihrer verstorbenen Mutter, „wenn ich vor Problemen stehe und nicht weiter weiß“.
Für Franziskanerbruder Konrad ist sein Schutzengel allgegenwärtig. „Der ist immer bei mir. Davon bin ich überzeugt. Auch jetzt gerade“ sagt er, während er den Vorhof des Mariendoms fegt. „Ich könnte doch hier jederzeit ausrutschen, aber es passiert gar nichts. Da passt schon jemand auf“, sagt er. Auch vor kurzem habe er eine Panne mit seinem kleinen Transporter gehabt, mit dem er Werkzeug transportiert. „Da ist dann ein anderer Mann vorbeigekommen und hat mir geholfen, den wieder fahrtüchtig zu machen. Den hat doch der Himmel oder halt mein Schutzengel geschickt.“
Dass es die himmlischen Behüter gibt, spürt Karin Selzener an ihrem Gemüt. „Ich bin einfach immer zufrieden und ein positiver Mensch. Vielleicht, weil mein Schutzengel immer in meiner Nähe ist.“ Sie selbst habe schon einmal fest an ihn gedacht, als er sie vor einem Autounfall bewahrt hat. Aber sie hat nicht immer an einen Schutzengel geglaubt. „Ich habe mir erst ab dem Jugendalter darüber Gedanken gemacht“, sagt sie. Ab diesem Zeitpunkt sei in ihr aber die Überzeugung gereift, dass es sie gibt: „Mit Sicherheit.“