WZ-Zusteller Klaus Michels geht nach 46 Jahren in den Ruhestand
Der 77-Jährige hätte „gerne noch die 50 Jahre vollgemacht“.
Wülfrath. An den 17. Februar 1972 erinnert sich Klaus Michels noch genau. Die Zeitungen waren immer noch voll mit Berichten über die Überraschungssiegerin Monika Pflug, die ein paar Tage zuvor bei den Olympischen Winterspielen in Sapporo/Japan als 17-Jährige sensationell die Goldmedaille im Eisschnelllauf über die 1000-Meter-Strecke gewonnen hatte. Es war der Tag, an dem Klaus Michels zum ersten Mal die Westdeutsche Zeitung in Wülfrath austrug.
„Ich bin der Einzige, der von uns beim Arbeitgeber vier Winterreifen mit Spikes herausgehandelt hat“, sagt der 77-Jährige mit einem Augenzwinkern. Damals begann seine Arbeitszeit zwischen 4.30 Uhr und 6 Uhr mit dem Zeitungsaustragen. Danach ging es nach Wuppertal. Dort war er Lagerverwalter bei der Schwalm KG, die Geschenkartikel und Werbung verkaufte. „Vor Weihnachten hatte ich oft 18-Stunden-Tage“, sagt Klaus Michels. Bei dem Unternehmen aus Barmen blieb er 36 Jahre in Lohn und Brot. Aber: „Einen Monat vor meiner Rente wurde die Firma verkauft.“ Das war im Jahr 2006. Das ist mit der WZ freilich anders, sie ist weiterhin ein eigenständiges Unternehmen.
Der gebürtige Wülfrather, der mit seiner Frau Karin Michels drei Töchter und einen Sohn sowie neun Enkelkinder und ein Urenkelkind hat, konnte nach eigenen Angaben nur zweimal in den 46 Jahren wegen Wetterunbillen keine Zeitung ausliefern. In den vergangenen 44 Jahren hat er die Haushalte des Zustellungsbezirks Schillerstraße, Ernst-Moritz-Arndt-Straße, Halfmannstraße, Havemannstraße, Kirschbaumstraße und Eichendorffstraße beliefert.
Verspätungen gab es schon, vor allem bei Eisregen und Schneechaos. „Ich habe in den 1990er Jahren zu Weihnachten die WZ nachgeliefert, die Leute haben auf ihre Zeitung gewartet“, erinnert sich der 77-Jährige. Statt Unmutsäußerungen gab es damals jede Menge Trinkgeld für den wackeren Zeitungsboten.
Besonders kurios war eine Begebenheit, die Klaus Michels vor rund 35 Jahren erlebte. Vor der Kneipe „Goldene Kugel“ an der Ernst-Moritz-Arndt-Straße hatte er in den Morgenstunden einen auf der Straße liegenden Mann aufgefunden. Später stellte sich heraus, dass es sich um einen Einbrecher handelte, der zuviel Branntwein intus hatte und auf seiner Tour schlicht eingeschlafen war. Der Dank der Polizei folgte.
Seit gut zehn Jahren ist Klaus Michels ehrenamtlich für den Zeittunnel tätig. Er arbeitet an der Kasse und im Verkauf. Diese Tätigkeit wird er weiterhin ausüben. Das allmorgendliche Austragen der WZ ist ihm aber inzwischen zu mühsam. „Ich hätte gerne noch die 50 Jahre vollgemacht“, sagt er. Morgen hat er seinen letzten Arbeitstag als Zeitungsausträger der WZ.