Wach-Trance Kempener Psychologin Sarah Radtke setzt auf Hypnose

Kempen · Die Kempener Psychologin Sarah Radtke arbeitet erfolgreich mit der medizinischen und psychotherapeutischen Hypnose. Diese kann auch bei Geburten angewandt werden.

Diplom-Psychologin Sarah Radtke überlässt bei der Hypnose ihren Klienten jederzeit die Kontrolle.

Diplom-Psychologin Sarah Radtke überlässt bei der Hypnose ihren Klienten jederzeit die Kontrolle.

Foto: WZ/Radtke

Wer das Wort „Hypnose“ hört, denkt vielleicht an die Schlange Kaa aus der Disney-Verfilmung des „Dschungelbuchs“. An den meterlangen Python, der den kleinen Mowgli mit einschläferndem Singsang und Kreisen in den Augen willenlos macht. Die Kempener Diplom-Psychologin Sarah Radtke geht völlig anders vor. Sie arbeitet erfolgreich mit der medizinischen und psychotherapeutischen Hypnose. „Zu keiner Zeit übernehme ich die Kontrolle über meine Klienten. Im Gegenteil, zu jeder Zeit ist und bleibt die Person selbstbestimmt“, betont die Diplom-Psychologin.

„Ich arbeite mit der sogenannten Wach-Trance. Dies bedeutet, dass meine Klienten alles mitbekommen und sich im Anschluss auch an alles erinnern können. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zu den Show-Hypnosen aus dem Fernsehen.“ Vor einem Jahr eröffnete die 36-Jährige ihre Psychologische Praxis für Hypnosetherapie und Coaching an der Friedrich-Kramer-Straße. Die Nachfrage ist offenbar hoch: „Ich freue mich über die vielfältigen Anfragen in meiner Praxis“, antwortet Sarah Radtke.

Zu ihren Kernkompetenzen gehören nach eigenen Angaben: Schwangerschaft, Geburt, Babys/Kleinkinder, unerfüllter Kinderwunsch, psychische und psychosomatische Beschwerden, Schmerzen und Ängste. Ihr Schwerpunkt liege dabei auf der Schwangerschaft, geburtsvorbereitenden Hypnose, Babys und Kleinkinder. Sie selbst habe ihre Tochter unter Selbsthypnose zur Welt gebracht. „Es war eines der schönsten Erlebnisse in meinem Leben“, erzählt die Psychologin. Durch die „verblüffende und zugleich wertschätzende Reaktion der Hebamme“, die bis dahin noch keine Berührungspunkte mit der Hypnose während der Geburt gehabt habe, und dem Austausch mit anderen frisch gebackenen Müttern, die von Angst, Schmerzen, Fremdbestimmung, bis hin zu traumatischen Erlebnissen berichteten, sei in ihr der Wunsch entstanden, Frauen mit Hilfe von Hypnose auf die Geburt vorzubereiten. Die Diplom-Psychologin sagt: „Die Geburt ist ein ganz natürlicher Prozess und jede Frau kann diesen Prozess von Natur aus in einer Art natürlichen Trance erleben.” Die Frauen seien bei vollem Bewusstsein, aber tief entspannt und fokussiert und würden eine enorme Energie verspüren.

Eigenen Körper als Firma sehen – Chef ist das Unterbewusste

Um den Unterschied zwischen und das Zusammenspiel von „bewusst“ und „unbewusst“ deutlich zu machen, verwendet die Psychologin das Bild des eigenen Körpers als Firma. „Der Chef ist das Unbewusste, der Pförtner am Eingang das Bewusstsein. Wenn ich beispielsweise einen Namen vergessen habe und krampfhaft versuche, mich zu erinnern, fällt er mir nicht ein – der Pförtner macht einen guten Job und hält die Türe zu.“ Stehe man dann Stunden später unter der Dusche oder fahre Auto, kommt einem der Name plötzlich wieder ins Bewusstsein. „Dann war der Pförtner sozusagen mal kurz einen Kaffee trinken.“ Dieses Prinzip – den Pförtner mal kurz in die Kaffeepause zu schicken – nutzt die Psychologin in der Hypnose. „Oft liegt die Lösung bereits im Unbewussten meiner Klienten. Bisher fehlte ihnen nur der Zugang. Ich verstehe mich als Lotse und begleite sie auf ihrem Lösungsweg.“

Auch kommen Mütter zu Sarah Radtke, deren Babys auffällig unruhig sind und vielleicht zu den sogenannten „Schrei-Babys“ gehören oder unzufrieden und wenig fröhlich wirken. „Manche zeigen eine unsichere Bindung zu Mutter und Vater oder wehren die körperliche Nähe ab. Manche sind sehr infektanfällig oder leiden unter Schlafproblemen. Andere haben sehr wenig oder sehr viel Appetit.“

Eltern machen sich, so die Erfahrung der Psychologin, viele Sorgen und sind oft sehr verunsichert, da der Kinderarzt, trotz sorgfältiger Diagnostik, keine körperlichen Ursachen gefunden hat. In so einem Fall arbeite sie nicht direkt mit dem Baby oder dem Kleinkind, sondern indirekt meist mit der Mutter. „Ich bin überzeugt und meine Erfahrungen zeigen, dass die Lösung bereits im Unbewussten der Beteiligten liegt und vertraue auf die Kompetenz der Mutter. Ihr Unbewusstes weiß Bescheid und kennt die Lösung oder ist bereit sie bei der Entwicklung einer Lösung zu unterstützen.“

Ein weiterer Klientenkreis sind Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch – obwohl organisch bei ihnen und ihrem Partner alles in Ordnung ist. „Wenn es eine ,Kopfsache’ ist, kennt das Unbewusste die Lösung.“

Komplett anerkannt sind diese Methoden nicht – zumindest übernehmen die gesetzlichen Kassen die Kosten für eine Hypnosetherapie laut Sarah Radtke derzeit „noch nicht“. Jedoch lohne sich ein Anruf bei der jeweiligen Krankenkasse vor Therapiebeginn. „Denn in einzelnen Fällen kann die Kasse ihre Versicherten durch eine Kostenbeteiligung unterstützen.“