Nacht der Bibliotheken: Prosit auf die 20er Jahre
Bei der Nacht der Bibliotheken stand das wilde Jahrzehnt im Mittelpunkt.
Kempen. Wild, wilder, Stadtbibliothek Kempen: Am Freitag beteiligte sich die Einrichtung an der Burgstraße 19 an der fünften „Nacht der Bibliotheken“. Landesweit machten rund 200 öffentliche, kirchliche und wissenschaftliche Häuser mit und ließen sich zum Motto „Deine Bibliothek — wilder als Du denkst“ etwas einfallen.
Büchereileiterin Ursula Wiltsch und fünf Mitarbeiter boten ihren Gästen eine Zeitreise ins frühe 20. Jahrhundert: „Die wilden 1920er“ waren angesagt — sowohl medial als auch musikalisch.
Denn mit dem Grammophonsammler und Musikfachmann Axel Blum aus Dormagen hatten sich die Organisatoren den Sound von damals nach Kempen geholt. „Das Lied heißt ,Die Leiche’, gesungen von Wille Höhne“, erklärt Blum und setzt die Nadel auf den hölzernen Plattenspieler.
Es knackt und rauscht, dann ertönt Musik. „Darf ich bitten?“, fordert Blum seine Tanzpartnerin Marina Reinfarth auf und beginnt einen zackigen Charleston, den Tanz jener Zeit.
„Herrlich nostalgisch“ fand das auch Bibliotheksleiterin Ursula Wiltsch, die diese Musik liebt und gerne hört. „Gerade die deutschen Texte sind herrlich“, sagt sie und wippt begeistert im Takt mit. Das Outfit der Gastgeber, die schwarze Pailetten-Stirnbänder und rote Federboas oder einen schwarzen Hut trugen, konnte sich sehen lassen und entführte zusätzlich in die Zeit, in der Literaten wie Erich Kästner, Hermann Hesse oder Berthold Brecht große Werke hervorbrachten.
Heute gehören diese zur Weltliteratur — und sind zeitlos schön. Letzteres traf auch auf die außergewöhnliche Beköstigung zu: russische Eier, Käsespieße und Sandwiches.
„Eine außergewöhnliche Veranstaltung ist das, sehr schön“ — Felizitas Clemens und Natascha Hemstege freuten sich über die Möglichkeit, bis 22.30 Uhr zwischen Comics und Romanen zu stöbern. Einziger Minuspunkt: „Keiner der Gäste ist im Stil der 1920er Jahre verkleidet zu uns gekommen“, bedauert Wiltsch. Denn dafür hätte es eine Gratis-Ausleihe gegeben.
Dafür konnte sich aber Silvia Ribgens freuen. Die Kempenerin war die 100. Besucherin der Nacht und gewann damit einen E-Book-Reader. Rund 200 Besucher fanden den Weg zur Bibliotheks-Nacht — laut Wiltsch ist das ein Erfolg.