Muziek Biennale Niederrhein 2022 Gelungene Eröffnung der Orgelkonzerte-Saison
Kempen · In der Propsteikirche erklangen Kompositionen von Albinoni, Medek und Rheinberger.
. (oeh) Die neue Saison der Kempener Orgelkonzerte ist in prominenter Besetzung eröffnet worden. Die Philharmonie Düsseldorf, geleitet von Markus Belmann, Kantor an der Düsseldorfer Maxkirche, war zu Gast, und an der Albiez-Orgel der sehr gut besuchten Propsteikirche saß mit Ute Gremmel-Geuchen die Künstlerische Leiterin der Orgelkonzertreihe.
Neben eher bekannten Kompositionen von Josef Gabriel Rheinberger (1839-1901) und Tomaso Albinoni (1671-1751) lag der Schwerpunkt auf Werken des 1940 in Jena geborenen Tilo Medek, der nach seinem Berliner Studium der Komposition und Musikwissenschaft als freier Komponist lebte und mit zahlreichen Preisen geehrt wurde. 1977 verließ er in Zusammenhang mit der Ausbürgerung von Wolf Biermman die DDR und verlegte seinen Lebensmittelpunkt ins Rheinland, wo er 2006 starb. Seine Witwe Dorothea Medek war in der Propsteikirche anwesend.
Medeks Musik ist freitonal, aber nicht avantgardistisch. In seinen „Nachtgedanken“ für Streichorchester, deren anschauliche Beschreibungen im Programmheft enthalten waren, setzt er menschliche Gefühle wie Furcht, Seufzen oder Hoffnung nachvollziehbar in Klänge um. Die Streicher der Philharmonie Düsseldorf, angeführt von der sehr engagiert agierenden Konzertmeisterin Anke Becker, zeigten sich mit hoher Kompetenz offen für die ungewohnten Klänge – Markus Belmann leitete behutsam, detailgenau und immer aufmunternd.
In dreien der fünf Sätze von Medeks „Italienischem Konzert“ für Orgel und Orchester verwendet der Komponist Passagen aus einer Oper des Italieners Nicola Piccini (1728-1800). Frühklassisches wetteifert mit „Modernem“ – Orgel und Streicher wechseln sich darin in spannender Weise ab.
Remo Giazotto (1910-1998) hat eine wunderschöne Bearbeitung des berühmten Adagio von Tomaso Albinoni für Orgel und Streicher verfasst. Hier trat die Orgel weit vorteilhafter hervor als bei Medek, und auch der Konzertmeisterin war ein ausdrucksvolles Solo zugedacht.
In Rheinbergers 1. Konzert F-Dur für Orgel und Orchester – drei Hörner schufen gemeinsam mit den Streichern die nötige spätromantische Klangfülle – war dann die große Stunde für Ute Gremmel-Geuchen. Trotz des immensen Abstands zwischen Altarraum und Empore immer präzise mit dem Orchester im Einklang, konnte die Organistin die reichen Klangmöglichkeiten des kostbaren Instrumentes ins rechte Licht rücken.
Begeistert dankte das Publikum für eine eindrucksvolle musikalische Stunde.