Neues aus der Landwirtschaft in Nettetal Riesel und Satin Noir sind die neuen Stars in Nettetal

Nettetal · In Leutherheide und Hinsbeck haben mehrere Neu-Winzer damit begonnen, Reben anzubauen und zu Wein zu keltern.

 André Dückers zeigt einen der vom Frost abgestorbenen Triebe auf dem Feld in Leutherheide.

André Dückers zeigt einen der vom Frost abgestorbenen Triebe auf dem Feld in Leutherheide.

Foto: Heinz Koch

Werden demnächst „Leutherheider Krötenbrunnen“ und „Hinsbecker Bassgeige“ auf den Speisekarten heimischer Gastronomen stehen`? Die Namen werden sicherlich anders lauten, aber Weine aus Nettetal ist keine Utopie mehr. Bereits beim zweiten Feierabendmarkt in Lobberich soll Wein aus Nettetal zu probieren geben. Unabhängig voneinander haben zwei Gruppen in Nettetal 2021 und 2022 mit dem Anbau von Weinreben begonnen, vielleicht ein ganz neues Tätigkeitsfeld für die heimische Landwirtschaft. Beide Gruppen haben Ende vergangenen Jahres ihren ersten Wein ausgebaut und verkostet und können ein erstes Urteil fällen. Die Ersten waren als „Seenstädter Wein UG & Co“ André Dückers, Guido Kall, Leo Jürgens, Tim Schmitz und Marcel Fritz, die neben dem Leutherheider Kindergarten auf einer Fläche von 0,88 Hektar nach und nach rund 3000 Rebstöcke von vier Rebsorten (Rot- und Weißwein) pflanzten. „Es lief gut an“, so André Dückers. Die fünf Aktiven, die ihre Trauben in Kaldenkirchen selbst keltern und ausbauen, konnten von der ersten Lese 2023 rund 100 Flaschen füllen. Dieser Wein wurde noch nicht verkauft, sondern im engeren Kreis verkostet und beurteilt. „Die Qualität war gut, wir waren zufrieden“, so Dückers. Doch die Frostperiode Ende April brachte den neuen Winzern größere Probleme. Ein kurzer Nachtfrost mit -1,5 bis -2,0 Grad Celsius, der nur etwa zwei Stunden andauerte, zerstörte die jungen Triebe. „Rund 80 bis 90 Prozent der Augen sind zerstört“, erklärt Dückers. Dank des Austriebs von Beiaugen, einem von der Natur vorgegebenen Notfall-Austrieb, werden noch einige Knospen nachkommen. „Doch wir müssen mit rund 50 Prozent Verlust rechnen“, bedauerte er. Die fünf Winzer möchten ihren Wein überwiegend durch Selbstvermarktung vertreiben. Dazu haben sie in Kaldenkirchen-Bruch einen gemütlichen Probierraum eingerichtet. „2025 möchten wir hier die Leute zur Weinprobe einladen.“ Die zweite Gruppe sitzt in Hinsbeck. Dort starteten 2022 die „2einhalb Brüder“, die Junglandwirte Simon und Jonas Windbergs sowie Matthias Baaken, ihr Abenteuer „Weinberg“ mit rund 1200 Rebstöcken der neu gezüchteten Sorte Souvignier Gris (Weißwein), die an einem Hang eingepflanzt wurden. Überraschend konnten sie schon nach einem Jahr eine größere Menge Trauben ernten, was normal erst nach drei Jahren möglich ist. „Die Lese war nur dank der großen Anzahl an Helfern erfolgreich“, dankt Simon Windbergs noch einmal allen Beteteiligten.. Da die geplante Kelterei in Geldern noch nicht fertig war, musste man die Trauben in einer Winzerei an der Nahe keltern und ausbauen. „Wir waren zufrieden mit dem Ergebnis, wissen aber auch, dass noch mehr geht“, so Jonas Windbergs. Dieser erste Wein wurde bei einer Weinverkostung im Herbst 2023 an die Gäste ausgeschenkt sowie kleinere Mengen an Verwandte, Freunde und Bekannte verkauft. Einen Restbestand hat man zurückbehalten, um ihn beim Feierabendmarkt im Juli in Lobberich zum Ausschank zu bringen. „Mal sehen, wie die Leute ihn beurteilen“, so Simon Windbergs. Inzwischen wurde auch der zweite Teil des rund 0,78 Hektar großen Hanges mit rund 1000 Rebstöcken der Sorte Riesel (Weißwein) sowie 1.200 Rebstöcken der Sorte Satin Noir (Rotwein) bepflanzt, beides seh pilzresistente Neuzüchtungen. Bis zur ersten Ernte dürften rund drei Jahre vergehen. Das Wachstum der 2022 gepflanzten Rebstöcke ist gut. Die Frostperiode ging fast spurlos am Hang vorbei, und auch das Unwetter mit Hagel brachte kaum Schäden, sodass man wieder mit einer guten Ernte rechnet. Das Keltern und der Ausbau des Weines können nun auch lokal in Geldern stattfinden, wo die Kelterei inzwischen fertig gestellt wurde. Im Juni planen die „2einhalb Brüder“ einen Verköstigungsabend mit regionalen Weinhändlern und Gastronomen, um deren Eindrücke und Beurteilungen zu hören. „Wir möchten die regionalen Verbraucher hinzuziehen, ihre Meinungen hören, auch eventuelle Kritik“, sagte Simon Windbergs offen.