Roter Krebs auf Wanderschaft

Tierart aus Amerika fühlt sich am Niederrhein wohl — und breitet sich rasant aus.

Roter Krebs auf Wanderschaft
Foto: privat

Kreis Viersen. So mancher Passant erlebt an der Blauen Lagune in Wankum sein rotes Wunder: Plötzlich taucht ein kleines Krebstier auf dem Weg auf, hebt drohende die Scheren und verschwindet in Richtung Gewässer. Eigentlich ist der Rote Amerikanische Sumpfkrebs, wie der Name schon verrät, jenseits des Atlantiks zu Hause. Doch längst fühlt er sich auch in Europa und hier unter anderem am Niederrhein wohl.

Nicht nur auf Wachtendonker Gebiet, auf dem die Freibadanlage Blaue Lagune liegt, gibt es das große Krabbeln. „Wir haben diesen Krebs in den Krickenbecker Seen, in der Nette und in anderen Gewässern“, sagt Dr. Ansgar Reichmann, Leiter der Biologischen Station in Nettetal. „Er vermehrt sich wie doll.“

Das Tier sei sehr mobil und könne längere Strecken übers Trockene laufen — ganz nach dem Motto: „Auf zu neuen Ufern“. Neulich habe Reichmann einen Amerikanischen Sumpfkrebs sogar in der prallen Sonne marschieren sehen, zwischen De Witt-See und Rohrdommelfläche. Auch „Spaziergänge“ zu privaten Gartenteichen seien möglich.

Biologen wie Reichmann beobachten die Ausbreitung der eingeschleppten Art, die vermutlich einst von Terrarien-Freunden ausgesetzt wurde, mit Sorge. Denn „procambarus clarkii“, so der wissenschaftliche Name, ist Träger der Krebspest. Während diese Krankheit für ihn selbst ungefährlich ist, stellt sie für den heimischen Fluss- oder Edelkrebs eine ernste Bedrohung dar.

Allerdings ist auch die Welt des bis zu zwölf Zentimeter großen Einwanderers nicht frei von Gefahren. Laut Reichmann hat der Haubentaucher inzwischen gelernt, die Übersee-Krebse als Beute zu verwerten. „Wir haben festgestellt, dass die Vögel sie — anders als Fische — mit dem Hinterleib voran schlucken.“ Es wurde schon beobachtet, wie Haubentauchern Scheren aus dem Schnabel baumelten.

Der amerikanische Krebs ist nicht der einzige „Immi“. Der Galizische Sumpfkrebs, der ursprünglich nur in Osteuropa beheimatet war, hat seinen Radius ebenfalls deutlich erweitert. Bei den Reptilien sind es die Sumpfschildkröten, die zu den sogenannten Neozoen gerechnet werden (siehe Info-Kasten). Zu ihnen gehören die schmucke Rotwangenschildkröte und die gefürchtete Schnappschildkröte, die es wegen ihres Bisses deutschlandweit immer wieder in die Schlagzeilen schafft. Zuletzt wurden auch am De-Witt-See Schnappschildkröten gesichtet.

Anders als bei den Krebsen habe man im Falle der Schildkröten aber keinen Nachweis für Nachwuchs entdeckt, so Reichmann. Heißt: Eine massenhafte Ausbreitung in der Region ist wohl nicht zu befürchten.

Häufig zu beobachtende Säugetiere aus fremden Landen sind die Bisamratte aus Nord- und die Nutria aus Südamerika. Vermutlich fast jedes Kind am Niederrhein kennt diese am und im Wasser lebenden Nagetiere.