Andachtsraum in Boisheim-Lind: Dankkapelle nach heftigem Wirbelsturm
100 Jahre wird der Andachtsraum in Boisheim-Lind alt. Am 1. Juli wird eine Messe gefeiert.
Boisheim. Es war der 1. Juli 1891. Ein schwülwarmer Sommertag. Ein Tag, an dem sich am Niederrhein ein seltsames Naturschauspiel ereignete.
Ein Orkan fegte über Schwalmtal und Viersen. Laut Statistik der Meteorologen war es einer der heftigsten Wirbelstürme des 19. Jahrhunderts im westeuropäischen Raum. Der Orkan zog eine Schneise mit einer Breite von 400 bis 500 Metern auf einer Länge von rund 15 Kilometern.
Vieles war zerstört, Bäume entwurzelt, Vieh unter Trümmern begraben. Von zwei Toten wird berichtet. Auch die rund 50 Einwohner zählende Honschaft Lind, zwischen Boisheim und Dülken gelegen, war massiv betroffen.
Nach dem Sturm war auf den acht Höfen in Lind immer wieder der Wunsch aufgekommen, als Dank dafür, dass diesen Bewohnern nichts passiert ist, eine Kapelle zu bauen.
Im Jahr 1912 wurde die Dankkapelle Lind, Eigentum der Linder Nachbarschaft und heute der Kapellengemeinschaft, Wirklichkeit. Sie ist der „schmerzhaften Mutter Gottes“ geweiht. Aus Eigenmitteln der Bewohner der Honschaft wurde die Kapelle vor 100 Jahren errichtet. Die Kosten sind nicht bekannt. Eine Bauernfamilie stellte das Grundstück zur Verfügung.
Bei einer gemeinsamen Reise holten sich Albert Erkens (geboren 1867) und die gleichaltrigen Johann Kothes und Franz Neuenhofen Ideen für den Bau. Die Kapelle ist im romanischen Stil von Bauunternehmer Wilhelm Looser in Kreuzform erbaut worden.
Den Altar und die Pietà schuf der Klever Bildhauer Brüx. Die Urkunde im Grundstein der Kapelle ist in Latein geschrieben. Ihr ist zu entnehmen, dass 19 Familien oder Einzelpersonen ihren Beitrag zum Bau der Kapelle geleistet haben.
Stets wird am 1. Juli eine Dankmesse gefeiert. Die Linder Bürger haben die Kapelle in den 100 Jahren unterhalten, aber auch saniert. 1986 wurde die Kapellengemeinschaft ins Leben gerufen.