„G 8-Gespräch“ mit viel Gefühl

Auch Astrid Kampmann, Leiterin des Lise-Meitner-Gymnasiums, geht in den Ruhestand. Im WZ-Gespräch geht’s um Geduld, Geld und Grenzen.

Foto: Lübke

Anrath. Zugegeben, die Gesprächseröffnung war bewusst irreführend. Die Ankündigung, die WZ wolle zu ihrem Abschied vom Lise-Meitner-Gymnasium ein „G 8-Gespräch“ führen, entlockt Astrid Kampmann für eine Sekunde ein „Schweppes“-Gesicht. Es ist ein Moment, in dem sich über die gespannte Erwartung ein Hauch von Enttäuschung legt. Dass es sich aber nicht um eine dieser Diskussionen um das Turboabitur handeln soll, sondern um acht Stichworte zu Schule, die mit G beginnen, quittiert Kampmann mit einem spontanen, herzlichen Lachen. Äußere Gelassenheit ist ihr Markenzeichen. Da ist sie wieder.

Geschmeidiger Start: G wie Glücksgefühle. Wann haben sie sich in den 17 Lise-Meitner-Jahren eingestellt? „Wenn man Schülern und Eltern, die in großer Not waren, helfen konnte. Wenn ein Kind in der Schule zu scheitern drohte und Lösungen gefunden wurden.“ Belastet haben Kampmann die Schicksale langzeiterkrankter Schüler.

Was tun, wenn man deren Leistungen eigentlich nicht beurteilen konnte? „Da halfen Prognose-Entscheidungen.“ Herausforderungen jenseits des Unterrichtsalltags hat Astrid Kampmann nicht gescheut. Glücklich gemacht haben sie immer Abiturentlassfeiern. „Da bekommt man ab und zu auch eine Rückmeldung.“

G wie Geduld, gar nicht so einfach. „Ich wirke nach außen gelassen, aber daran habe ich auch sehr gearbeitet.“ Schon als Teenager habe sie nicht schnell genug erwachsen werden können. Aber ihre Eltern hätten ihr immer alles zugetraut.

G wie Geld. Würde man ihr eine stattliche Summe für die Schule zur Verfügung stellen, Kampmann würde in Technik für die Bühne investieren. „Mikros, Beleuchtung, alles vom Feinsten.“

G wie Gerechtigkeit löst eine besondere Reaktion aus: „Ich bin Gerechtigkeitsfanatikerin“, sagt Kampmann über Kampmann. „Ich habe versucht, viele Dinge durch viele Brillen zu sehen, abzuwägen und dann zu entscheiden. Dass einem dann als Schulleiterin oft auch G wie Gegenwind von allen Seiten entgegen wehte, habe die Sache nicht einfacher gemacht.

Wie schwierig war es, G wie Grenzen zu setzen? „Ich glaube nicht, dass ich sie zu eng gesetzt habe. Eigentlich bin ich ein verbindlicher Mensch.“ Nicht verhandelbar aber sei, wenn zum Beispiel ein Lehrer nicht gut mit Schülern umgehe. Man dürfe Kinder nicht entmutigen. „Das ist meine pädogogische Grundüberzeugung.“

Die Diskussion um den Mensabau kommt kurz zur Sprache. „Aber die Mensa ist jetzt für die Schüler schon Geschichte.“ Führt uns aber zum nächsten G wie Gericht. Ihre Lieblingsspeise dort? Kampmann: „Wenn ich in der Mensa esse, dann Pasta. Die gibt es ohne Vorbestellung.“

Fehlt noch G 8, das Gefühl. Auf die Frage, was sie denn am meisten an Schule vermissen werde, antwortet Astrid Kampmann: „Möglicherweise, nicht weiter auf ihre Entwicklung Einfluss nehmen zu können.“ Und worauf freut sie sich? „Darauf, nichts tun zu müssen.“ Das klingt nach Doppel-g: gut und gelassen.