Vorst Krippen aus aller Welt: Kunst bis ins Streichholzschachtel-Format

Im Foyer des Vorster Medikamenten- Hilfswerks action medeor sind — wie seit vielen Jahren — wieder Darstellungen der Geburt Jesu zu sehen und zu kaufen.

Foto: Kurt Lübke

Vorst. Sie misst 6,8 Zentimeter in der Höhe, ist nur sechs Zentimeter breit und bringt gerade mal 20 Gramm auf die Waage. Und trotzdem hat das Kunstwerk aus Olivenholz im Kern alles, was eine Krippendarstellung ausmacht: Maria und Josef in einem offenen Stall. Das Paar wacht bei dem kleinen Jesuskind. Wie im Evangelium nach Lukas (Kapitel 2, Vers 1-20) überliefert. Vor der Krippe ruhen zwei Schafe unter einer Palme.

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Der Stern von Bethlehem leuchtet über dem Stall. Genau dort, im Westjordanland, ist diese Krippe auch gefertigt worden. 3108 Kilometer Luftlinie von Tönisvorst entfernt. Nun steht sie in der Ausstellung von action medeor in Vorst. Eine von Dutzenden aus aller Welt, vor allem aus Südamerika, Afrika, Asien. Wer sich auf diese Weltreise an der Tönisvorster Straße einlässt, kann staunen. Und gutes Tun. Für sich. Und andere.

Foto: Lübke

Lisa Nicola kann man nur als Reisebegleiterin empfehlen. Mit ihrer Begeisterung für Krippendarstellungen, ihrem Wissen über Herkunft und Verarbeitung steckt sie jedermann an. Die langjährige Mitarbeiterin und Unterstützerin des Medikamentenhilfswerks ist neben Norbert Vloet alle Jahre wieder die Krippenausstellungs-Traditions-Fortsetzerin von medeor. Mittlerweile zum 14. oder 15. Mal. Sie weiß es nicht mehr ganz genau.

Foto: Lübke

„Ich habe da selbst so viel Spaß dran“, sagt Nicola, ehemalige Volksschullehrerin und Mutter von vier Kindern, die sich seit 1988 für medeor engagiert. „Ein Besuch in Tansania hat mein Leben umgekrempelt“, erzählt die Weitgereiste. Tief beeindruckt habe sie die Verschiedenheit und zugleich dieses „Aufgenommen-Sein“ durch die Menschen dort.

Nun aber lenkt sie den Blick auf den ersten Tisch im medeor-Foyer. „Schauen Sie hier, diese Krippenfiguren sind aus Ebenholz geschnitzt“, sagt sie und nimmt den afrikanischen Josef aus Tansania in die Hand. Wunderschön aus einem Stück gefertigt, glatt, ebenmäßig, ein ausdrucksstarkes Gesicht. „Nicht so ein Flughafen-Souvenir, keine Air-Port-Art“, sagt sie und erfreut sich an der Kunstfertigkeit der ausgestellten Stücke.

Nur einen Schritt weiter am Tisch entlang „erreicht“ man Peru, wiederum 12 000 Kilometer Luftline von Tansania entfernt. Aus Peru sind mehrere Krippen am Niederrhein, in ihrer Ausführung höchst unterschiedlich. Man erkennt aber immer ihre Herkunftskultur. Spätestens an den vor der Krippe liegenden Lamas und der landestypischen Mütze, die das Köpfchen des Jesuskindes wärmt.

Aus Chile kommen Figuren, die kunstvoll in Wollfilz gehüllt sind. Sie sind so groß, 20 bis 30 Zentimeter lang, dass man wunderbar mit ihnen spielen könnte. Der Preis indes dürfte Eltern ins Überlegen stürzen: 498 Euro sind viel Geld.

Außergewöhnlich auch die Engelsdarstellungen aus Tansania. Sie sehen aus wie Massai-Frauen. Sie tragen Ringe um ihre Hälse. „Farbe und Größe der Ringe sagen viel über die Trägerin aus. Die Ringe sind so etwas wie ein Personalausweis“, erzählt Lisa Nicola.

Weiter geht es zum Prachtstück der Ausstellung. Es ist eine Krippe des Retablo-Künstlers Ochante aus Peru, ein Schränkchen aus Holz und Gips gefertigt. Öffnet man seine Türflügel, ist der Blick frei auf einen sogenannten Schöpfungswirbel, ein Kreislauf mit Gestirnen Sonne, Mond und Sternen, Tieren und Pflanzen um das zentrale Geschehen der Weihnacht. Um alles Leben, jedes Detail zu erfassen, sollte man sich Zeit nehmen. „Wenn wir diese Krippe öffnen, staunen vor allem die Kinder, die unsere Ausstellung besuchen“, sagt Nicola. Die Erwachsenen werden es nicht minder tun.