Serie zur Willicher Stadtgeschichte: Alt-Willich in der Nachkriegszeit Ärztin wegen ihres Fahrrads ermordet

Willich · Juli 1945: Seit drei Monaten ist im Kreisgebiet der Krieg zu Ende – doch die Leiden der Bevölkerung dauern an. Hunger, Kälte und Kleidergrau bestimmen das Leben. Die Zeiten sind unsicher, die Zukunft völlig ungewiss.

Nachkrieg in Willich: Trümmerräumen an der Hannen-Brauerei.

Foto: Stadtarchiv Willich

Die „Stunde Null“ nach dem Ende des „Dritten Reiches“ trifft die Menschen unvorbereitet. Alle Kräfte aufs nackte Überleben gerichtet, sind sie sich des bedeutenden Einschnitts kaum bewusst. Noch wochenlang liegt vor dem Alt-Willicher Rathaus am Kaiserplatz eine deutsche Panzerfaust, Relikt der letzten Kämpfe – aber wen kümmert‘s? Man hat andere Sorgen. Vor allem, ob der Vater, der Bruder, der Sohn, die seit Monaten vermisst werden, nach Hause kommen werden. Hoffentlich leben sie noch, kampieren in einem Gefangenenlager. Es sei denn... Aber daran will man lieber nicht denken. Erst Jahrzehnte später werden die endgültigen Zahlen der Willicher Kriegsopfer feststehen: Aus den vier heutigen Stadtteilen Alt-Willich, Anrath, Neersen und Schiefbahn sind 897 Soldaten gefallen, 802 werden vermisst. 92 Zivilisten sind umgekommen.