Den erschöpften Frontkämpfern folgt belgische Besatzung. Überall verhängt sie das Kriegsrecht: Ausgehverbot ab 20, später ab 22 Uhr, Versammlungsverbot für mehr als zehn Personen, Pressezensur, Post- und Fernmeldebeschränkungen. Schließlich die Verpflichtung, die belgischen Fahnen und Standarten respektvoll zu grüßen. „Den Bürgern“, so schreibt Neersens Bürgermeister Josef Lowartz, „die aus Unkenntnis oder Trotz dies nicht taten, wurden die Hüte unsanft vom Kopfe geschlagen und womöglich in der Gosse zertrampelt.“ Erst nachdem Deutschland 1926 dem Völkerbund beigetreten ist, akzeptieren die Nachbarn, dass von dem Land in der Mitte Europas keine Gefahr mehr ausgeht. Nun erst verlassen die sandbraun uniformierten Belgier den Niederrhein. In den Willicher Alt-Gemeinden versammeln sich die Bürger in der Mitternachtsstunde des 31. Januar 1926 zu Freudenkundgebungen.
Willicher Stadtgeschichte (16): Kriegsende, Besatzung, Inflation und Hunger Als die Willicher in passiven Widerstand traten
Willich · Der Erste Weltkrieg ist verloren, die deutschen Soldaten fluten zurück. 10. Dezember 1918: Aus Richtung Gladbach zieht eine lange Schlange müder Männer mit Kanonen und Pferden durch Alt-Willich. Einen Tag und eine Nacht lang. Die Kolonnen schwenken in die Krefelder Straße ein, wollen auf dem kürzesten Weg aufs rechte Rheinufer. Denn der linke Niederrhein wird bald von den siegreichen Alliierten besetzt werden. Die Soldaten haben lange Bärte, sehen grau und schmutzig aus. Man sieht: Sie sind schon viele Tage unterwegs.
14.10.2021
, 06:00 Uhr