Willicher Stadtgeschichte: Jubel und Ernüchterung, Rüstungswettlauf und Revolution Willicher Werk stellt Platten für den Krieg her

Serie | Willich · August 1914: Durch den Willicher Bahnhof Richtung Mönchengladbach rollen täglich bis zu 170 Züge. Truppentransporte für den Überfall auf das neutrale Belgien. Voll gepackt mit jubelnden Soldaten. Auf den Wänden der Waggons prangen in Kreideaufschriften Losungen wie: „Jeder Schuss ein Russ … Jeder Stoß ein Franzos!“ Der Erste Weltkrieg hat begonnen. Dass er Millionen Menschenleben kosten, dass er das alte Europa für immer beseitigen wird, kann sich damals keiner vorstellen.

Kriegsbegeisterung August 1914: Willicher Dötz’ haben sich mit Spielzeugsäbeln und -gewehren bewaffnet und erstürmen unter Anleitung von Lehrer Max Bertrams die (1922 abgebrochene) Hohlmühle auf der Dickerheide.

Foto: Kreisarchiv Viersen

Der Auslöser: Das Pulverfass Balkan explodiert. In Sarajewo ermorden serbische Attentäter den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand und dessen Gemahlin. Eine alte Feindschaft, denn Serbien strebt offen die Auflösung des Kaiserreichs Österreich an, damit es alle südeuropäischen Slawen unter serbischer Herrschaft vereinigen kann. Serbien wird von Russland unterstützt, das sich als Schutzmacht aller Slawen fühlt. Deutschland wiederum hält treu zu Österreich, was aber Frankreich aufschreckt. Frankreich hat nach dem verlorenen Krieg 1870/71 Elsass und Lothringen an Deutschland abgeben müssen und ist auf Revanche bedacht. Aus Angst vor Deutschland hat es sich mit Russland verbündet. Bevor im Osten die Russen angreifen, will Deutschland im Westen mit einem raschen Sieg Frankreich niederwerfen und wählt den schnelleren Weg über Belgien. Dadurch fühlt wiederum England sich bedroht.