Konzert mit Blechschaden in der Tonhalle Wilder Ritt durch die Musikgeschichte

Düsseldorf · Das Münchner Ensemble Blechschaden demonstrierte in der Tonhalle Witz und erstaunliche Wandlungsfähigkeit.

 Das Münchner Ensemble Blechschaden.

Das Münchner Ensemble Blechschaden.

Foto: Tobias Epp/Blechschaden

Wer diesen Schaden hat, braucht für den Spaß nicht zu sorgen: Wortspiele gäbe es einige, wenn ein Ensemble aus hoch qualifizierten Blechbläsern seit fast 40 Jahren als „Blechschaden“ international für Furore sorgt. Warum die Combo der Münchner Philharmoniker zum Kult-Ensemble und zum bayerischen Exportschlager geworden ist, zeigte sie jetzt in der leider spärlich besetzten Tonhalle: Was Blechschaden-Gründer und Dirigent Bob Ross mit seinen fünf Top-Trompetern, zwei Posaunisten, Tuba, Horn und Schlagzeug fast zwei Stunden lang zelebrierte, war nicht von dieser Klassik-Welt – und löste die Grenzen zwischen E- und U-Musik buchstäblich in Luft auf. Etwa bei Maurice Ravels „Bolero“ in „schottischer Fassung“, der sich nach wenigen Takten in den Frank-Sinatra-Klassiker „I Did It My Way“ verwandelt – großartig. Nicht alle Arrangements an diesem Abend haben die gleiche Qualität, aber alle machen Höllenspaß. Das liegt am hohen spieltechnischen Niveau, mit dem das elfköpfige Ensemble von Barock bis Rock alles bläst, was das Best-of-Brass-Universum hergibt – und am quirligen Schotten Ross, der als Horn-Stipendiat nach Deutschland kam und 1979 bei den Münchner Philharmonikern einstieg. Der fast 70-Jährige erinnert sich an schöne Abende in Düsseldorf, lächelt die leeren Reihen weg, parodiert An­dré Rieu oder Christian Thielemann und erzählt aus seinem Leben. Zum Beispiel von seiner Hochzeit in Bayreuth, wo er als Musiker des Festspielorchesters nach einer Anzeige wegen Ruhestörung einem Polizisten begegnete, der ihn wegen seines schottischen Kilts fragte, ob er die Braut sei.