Der große Redner Cicero hat sie dringend empfohlen: die „captatio benevolentiae“, das „Einfangen“ der Gunst des Publikums. In Düsseldorf geschieht das gemeinhin durch einen Scherz über die benachbarte Domstadt. Ganz anders der um die Gunst des Publikums buhlende Einstieg des Philosophen Markus Gabriel bei seiner Rede im Schauspielhaus: Was für ein Glück man hier habe, direkt von den Neandertalern abzustammen. Das heißt, mit einer bergisch-rheinischen Zwischenstufe auf dem Weg zum Homo sapiens. Der direkte Weg hätte nämlich keine Vorteile gebracht. Gabriels verblüffende und natürlich nicht ganz ernst gemeinte Begründung lautete: Ein allzu früh ausgeprägter Verstand hätte unweigerlich zu jenem apokalyptischen Denken geführt, das unsere Jetzt-Zeit beherrscht. Diesem apokalyptischen Denken stellt der Bonner Philosophieprofessor und Autor zahlreicher Bücher die optimistische Haltung einer neuen Aufklärung gegenüber. Und seine in Düsseldorf brillant unterfütterte These, dass es auch in Krisenzeiten einen moralischen Fortschritt geben kann.
Markus Gabriel bei den „Düsseldorfer Reden“ Ein Plädoyer für optimistische Haltung
Der Bonner Philosoph Markus Gabriel erklärte im Düsseldorfer Schauspielhaus seine Strategie gegen das apokalyptische Denken. Der anregende Vortrag war ein Plädoyer für die optimistische Haltung einer neuen Aufklärung.
17.04.2023
, 06:00 Uhr