Reaktionen nach Europa-League-Spiel Maas soll vom Botschafter Entschuldigung verlangen

Mönchengladbach. · Wegen christlicher Symbole sollen Fans von Borussia Mönchengladbach in Istanbul Fahnen abgenommen worden sein.

Das aktuelle Wappen der Stadt.

Foto: Marketing Gesellschaft Mönchengladbach mbH/Stadt Mönchengladbach

Weil auf dem Mönchengladbacher Stadtwappen christlichen Symbole zu sehen sind, soll die türkische Polizei beim Fußballspiel der Borussia gegen Başakşehir Istanbul einigen der rund 1400 mitgereisten Fans untersagt haben, ihre Fahnen mit ins Stadion zu nehmen. Das hat auch in der Vitusstadt eine Debatte ausgelöst.

Was zeigen die Stadtwappen?

In der oberen Hälfte des alten Wappens, das bis 1974 verwendet wurde, ist der Heilige Vitus abgebildet. Er ist Patron der Benediktinerabtei Gladbach und der Stadt. Die ihn umgebenden 14 Sterne stehen für die 14 Nothelfer, zu denen Vitus gezählt wird. Das Wappen wurde von 1903 bis 1929 und von 1933 bis 1974 genutzt. Nach der Fusion mit Rheydt und Wickrath wurde drei Jahre später ab 1977 ein neues Wappen benutzt. Auch das zeigt christliche Symbole: einen Abtsstab und ein schwarzes Kreuz, das schon die Rheydter Herren von Bylandt in ihrem Wappen trugen.

Was sagt der Oberbürgermeister? 

„Es sollte geklärt werden, was genau da passiert ist. Ich habe gelesen, dass Fahnen mit dem alten Stadtwappen verboten wurden und dass es auch andere Hinderungen gegeben haben soll. Ob da ein Zusammenhang besteht, weiß ich nicht“, erklärte Hans Wilhelm Reiners (CDU). Eine Fahne wegen des Stadtwappens zu verbieten, ist seiner Meinung nach jedenfalls „völlig inakzeptabel“. Er werde Borussia Mönchengladbach bitten, auf den Fußballverband UEFA einzuwirken, die Vorfälle nicht auf sich beruhen zu lassen.

Was sagt der Propst von St. Vitus?

Pfarrer Peter Blättler zeigt sich „irritiert“. So etwas wäre nach seinen Eindrücken bei einer Reise nach Istanbul auch nicht im Sinne der Mehrheit der Menschen in jener Stadt. „Ich war vor vier Jahren mit Priesterseminaristen in Istanbul unterwegs und habe die Stadt als eine weltoffene erlebt“, sagte Blättler. „Ich würde da aber jetzt auch kein Öl ins Feuer gießen, denn das würde nur Fundamentalisten hier wie dort Nahrung geben. Ich wünsche mir ein Europa, in dem so etwas nicht vorkommt.“

Was sagt SPD-Fraktionschef
Felix Heinrichs?

„Fußball hat nichts mit Religion zu tun. Die Fans wollen mit dem Wappen auf ihrer Fahne auch ein Stück Heimatliebe zeigen. So etwas zu verbieten, ist absolut übertrieben und eher ein Zeichen für Diktatur als Demokratie. Wir haben hier in der Stadt so viele türkische Bürger, die sich toll integrieren. Für sie ist eine solche Aktion auch ein Stoß vor den Kopf“, sagt Heinrichs.

Was sagt der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Karl Sasserath?

„Das Fahnenverbot durch die türkische Polizei drückt die in der Türkei herrschende staatliche Intoleranz und Unterdrückung der Meinungsfreiheit aus. Der Vorfall ereignet sich bei einem Verein, der seinen Aufstieg der persönlichen Unterstützung von Präsident Erdogan verdankt. Was den Vorgang betrifft, darf erwartet werden, dass Außenminister Maas vom türkischen Botschafter in Berlin Aufklärung und eine Entschuldigung verlangt.“

Was sagt Nicole Finger,
FDP-Fraktionschefin?

„Was den Borussia-Fans in Istanbul widerfahren ist, vermittelt einen Eindruck, unter welchen Bedingungen Menschen in der Türkei derzeit leben. Das ist inakzeptabel und sollte uns bewusst machen, welches Geschenk die Freiheit ist, die wir zu oft als selbstverständlich erachten.“

Was sagt der Fraktionschef
der Linken, Torben Schultz?

„Die Türkei entwickelt sich zurück zu einem diktatorisch, islamistisch geprägten Staat. Der jetzige Vorfall ist die Fortführung dieser Entwicklung. Es ist nicht hinnehmbar, dass ein Staat so die Meinungsfreiheit unterdrückt.“