Anleger zahlten bis zu 80 000 Euro für angebliche Anteile an Bohrrechten an einem Erdölfeld in den USA. Das Versprechen der zuletzt in Mönchengladbach ansässigen Kapitalgesellschaft: Gewinne zwischen 15 und 100 Prozent, die in wenigen Jahren und mit einem nur geringen Risiko zu erwirtschaften wären. Vermeintliche Sicherheit sollte ein Treuhandkonto suggerieren, das von einer Gladbacher Rechtsanwältin eingerichtet worden war. Zwischen 2013 und 2015 sollen so über 3,7 Millionen Euro zusammen gekommen sein. Tatsächlich sollen jedoch zwei Drittel des eingenommen Geldes für Provisionen und Gehälter der Angeklagten sowie weitere Telefonverkäufer genutzt worden sein. Und: Die Anleger sollen weder Eigentums- noch Schürfrechte erworben haben, sondern lediglich Anteile an einer Briefkastenfirma in den USA. Seit Freitag müssen sich drei Männer und eine Frau im Alter zwischen 37 und 65 Jahren wegen gewerbsmäßigen Betrugs sowie Untreue vor der 8. Großen Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts verantworten. Ein ehemaliger Geschäftsführer der Investmentfirma kann nicht mehr belangt werden, er verstarb zwischenzeitlich. Eine Stunde und 45 Minuten dauert es am ersten Verhandlungstag, bis die 160 Seiten umfassende Anklage verlesen ist. Dem 57-Hauptangeklagten aus Eschweiler, den der Staatsanwalt als „Bandenchef“ tituliert, werden 184 Taten vorgeworfen. Ein 65-Jähriger aus Mainz ist wegen 180, ein 37-Jähriger aus Heidelberg wegen 159 Taten angeklagt. Der ehemaligen Rechtsanwältin (49) aus Mönchengladbach wirft die Staatsanwaltschaft zehn Taten vor. Sie soll als Treuhänderin fungiert und den übrigen Angeklagten so bei ihrer Betrugsmasche Hilfe geleistet haben. Zudem soll sie unrechtmäßig 50 000 Euro von dem Treuhand- auf ihr Privatkonto überwiesen haben. Am ersten Verhandlungstag weist der 65-jährige Angeklagte, der seit Juni 2014 als Geschäftsführer in der Investment-GmbH tätig war, die Vorwürfe gegen ihn zurück. Seine Aufgabe sei die Vertriebsunterstützung gewesen, er habe keine Kontobevollmächtigung besessen. Als im Juli 2015 das Geld für die geplante Durchführung des Bohrprojekts gefehlt habe und der Hauptangeklagte dies nicht habe begründen können, habe er sein Amt niedergelegt und ihn nach einer verstrichenen Frist zur Rückzahlung angezeigt. Da habe er erfahren, dass Geld auf ein Konto auf den Philippinen geflossen sei. Er gehe heute noch davon aus, dass das Projekt hätte erfolgreich verlaufen können, wenn das Geld vom Hauptangeklagten nicht anderweitig genutzt worden sei. Die übrigen Angeklagten gaben an, sich im Laufe der weiteren Verhandlung einlassen zu wollen. Voraussichtlich werden in diesem Verfahren auch Zeugen aus den USA gehört. Die Kammer hat für den Prozess insgesamt 19 Verhandlungstage angesetzt, ein Urteil wird für den 28. März
erwartet.
Prozess am Landgericht Mönchengladbach Anleger sollen um Geld geprellt worden sein
Mönchengladbach · Es geht um gewerbsmäßigen Bandenbetrug und um viel Geld. Alleine die Anklageschrift umfasst 160 Seiten. Auch Zeugen aus den USA sollen gehört werden.
17.09.2022
, 06:00 Uhr