(rem) In Krisenzeiten sind Neujahrskonzerte ganz besonders beliebt, denn der erwünschte Optimismus lechzt im grauen Januar nach musikalischem Rückenwind. Beim Klassiker dieses Formats, dem Neujahrskonzert aus Wien, entsteht der Reiz auch aus dem Ritual und der Konzentration aufs Wiener Walzer-Idiom im goldgerahmten Ambiente. Konkurrenzveranstaltungen sind gut beraten, sich dazu gar nicht erst in einen Wettbewerb zu begeben. Tänzerisch bewegt sollte es schon sein, wenn durch das Mittel der Musik eine festlich gehobene Stimmung entstehen soll. So stehen auch in der Tonhalle Tänze auf dem Programm, aber die Düsseldorfer Tänze sind weit entfernt von Walzerseligkeit und leichtfüßigem Polka-Galopp. Es beginnt mit „The Chairman Dances“ von John Adams, im Untertitel „Foxtrott für Orchester“, einer Auskopplung aus Adams’ Oper „Nixon in China“. Das Werk illustriert eine Szene, in der Madame Mao bei einem offiziellen Bankett Foxtrott tanzt. Adams’ minimalistische, mit sentimentalen Schleifern durchwirkte Tonspur tönt bohrend intensiv, aber kaum heiter, denn schließlich war Madame Mao die grausame Architektin von Chinas verheerender Kulturrevolution.
Neujahrskonzert in der Tonhalle Wenn Madame Mao Foxtrott tanzt
Düsseldorf · Alpesh Chauhan dirigierte das Neujahrskonzert der Düsseldorfer Symphoniker in der Tonhalle. Strahlende Solistin war die Geigerin Maria Ioudenitch.
04.01.2023
, 06:00 Uhr