Wird die Zuckerfabrik das dritte Zentrum?
Die Verwaltung will eine Sortimentsbeschränkung für Redos durchsetzen.
Dormagen. Es könnte eine Schicksalswoche werden für das Projekt Zuckerfabrik und die Einzelhändler in der Innenstadt. In diesen Tagen erwartet Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann Post von der Kölner Anwaltskanzlei Lenz & Johlen. Dort wird aktuell geprüft, inwieweit Zucker-Investor Redos an die Sortimentsbeschränkung der „Dormagener Liste“ gebunden ist.
Nachdem der Kölner Projektentwickler in den vergangenen Monaten alle Register gezogen hatte, um die im städtebaulichen Vertrag vereinbarten Vorgaben zu umgehen (WZ berichtete), bedient sich die Stadt jetzt rechtlichen Beistands. Sie hat mit Michael Oerder einen Fachmann für öffentliches Bau- und Planungsrecht beauftragt, den mit Redos geschlossenen städtebaulichen Vertrag eingehend zu prüfen.
Das Ergebnis wurde für Mitte März avisiert. Bis gestern sei im Rathaus laut Stadtsprecher Harald Schlimgen jedoch noch keine Post angekommen. „Der städtebauliche Vertrag regelt genau das, was in der Baugenehmigung nicht geregelt werden konnte“, hatte der Bürgermeister erst kürzlich im Gespräch mit der WZ erklärt. Und dazu gehören auch eindeutige Vorgaben, welche Sortimente im Fachmarktzentrum angeboten werden dürfen und welche wiederum der Innenstadt vorbehalten sind.
Grundlage dafür ist die 2006 unter Einbindung von Experten erstellte „Dormagener Liste“. Danach sollen zentrenrelevante Warengruppen wie beispielsweise Bekleidung, Schuhe, Geschenkartikel und Drogeriebedarf nicht außerhalb der Innenstadt verkauft werden. Bürgermeister Hoffmann will auch für die Zuckerfabrik unter allen Umständen an dieser Richtlinie festhalten.
Unterstützung erhält er dabei vom Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes NRW, Peter Achten, der die Einzelhandelsentwicklung in Dormagen seit Jahren verfolgt. „Es war damals ein haarfein austarierter Kompromiss, den man mit allen Beteiligten einvernehmlich gefunden hat. Da nachzuklappern, halte ich nicht für sinnvoll“, lautet die Einschätzung des Fachmanns.
Zwei der von Redos favorisierten Mieter, den Büroartikel-Anbieter Staples und das SB-Warenhaus Kaufland, bezeichnet er als „eindeutig zentrenrelevant“ — und damit für die Zuckerfabrik nicht zulässig: „Redos versucht hier, nachträglich die Frucht zu veredeln.“ Dormagen sei für den Einzelhandel immer ein gutes, gleichzeitig aber auch schwieriges Pflaster gewesen.
„Mit TopWest gibt es bereits ein zweites Zentrum, durch die Zuckerfabrik käme ein drittes hinzu“, sagt Achten. Gerade deshalb sei es wichtig, alle Interessen gegeneinander abzuwägen. In der Regel zögen bei solchen Projekten Stadt und Investor an einem Strang. „So eine Hängepartie wie bei der Zuckerfabrik habe ich noch nicht oft erlebt“, stellt er klar. Die Voraussetzungen für eine Zusammenarbeit zwischen Redos und der Stadt hält er „gelinde gesagt für ungünstig“.
Die Dormagener Liste gibt es auf der Homepage im Bereich Wirtschaft.