Drei Welten unter einem Dach - neues Wohnhaus für Demenzkranke
Menschen mit Demenz werden ab sofort in einer neuen Einrichtung der Johanniter versorgt.
Kaarst. Von der Idee bis zur Fertigstellung des neuen Wohnhauses für schwer an Demenz erkrankte Senioren dauerte es weniger als ein Jahr. Nun sind die Bagger fort, die Außenanlagen angelegt, und im Innenbereich werden die letzten Feinarbeiten erledigt. Gestern bezogen bereits die ersten Bewohner ihre Zimmer Am Sandfeld. Rosel Band, die Leiterin des Kaarster Johanniterstifts, freut sich über die Fertigstellung: „Mit diesem Neubau haben wir in Kaarst ein dringend notwendiges Zusatzangebot für Senioren geschaffen, das auch für die Angehörigen der Demenz-Patienten wichtig ist“, sagt sie.
Das nach dem „Drei-Welten-Konzept“ des Mediziners Dr. Christoph Held errichtete Gebäude bietet drei unterschiedliche Erlebniswelten, die den Bedürfnissen der erkrankten Bewohner angepasst sind und auf die drei Phasen der Demenzerkrankung abgestimmt sind. So stellt das Erdgeschoss das soziale Miteinander in den Mittelpunkt: eine geräumige Wohnküche, ein Kaminzimmer und Angebote, die den Bewohnern gezielte Sinnes-anregungen bieten, wie Massagen oder Musik- und Ergotherapie. Freundliche Farben dominieren die durchgehend hellen Räume. Bilder und Wände mit bewusst ausgesucht alten Gegenständen des täglichen Lebens dekorieren nicht nur die Gänge, sondern regen die Erinnerungen der Patienten an. Dort finden sie beispielsweise ein altes Wählscheibentelefon, eine Schallplatte oder einen Kopfhörer.
Das Obergeschoss wurde wie eine Lichtung konzipiert. Dort gibt es Bilder von Bäumen an den Wänden, die den Bewohnern notwendige Ruhe vermitteln. Eine Etage darüber gibt es sechs Seniorenwohnungen.
In dem mit 24 Einzelzimmern eher kleinen Haus wird auf einen großen Verwaltungsapparat verzichtet. Die Aufgabe übernimmt das erprobte Leitungsteam des Johanniterstifts. 13 Mitarbeiterinnen kümmern sich um die Bewohner. In Kursen haben sie sich auf ihre neuen Aufgaben vorbereitet.
Das Gebäude wurde nach den Vorgaben der Heimleitung konzipiert und von der Firma Cobus2 erbaut. Die Johanniter mieten es. Für die Innenausstattung investierten sie 350 000 Euro.
Dass dieses Haus in Kaarst eine Lücke schließt, bestätigte Doris Coppenrath, die gestern das Zimmer für ihre 90-jährige Schwiegermutter einrichtete: „Meine Schwiegermutter wohnt bereits seit fünf Jahren in einer betreuten Wohnung im Johanniterstift. Da ihre Erkrankung fortschreitet, ist der Umzug in das neue Haus eine sehr gute Möglichkeit, ihr die jetzt notwendige gezielte Betreuung zu geben.“
Die sechs Seniorenwohnungen sind bereits vermietet. Von den 24 Einzelzimmern werden in den kommenden zwei Wochen 18 bezogen. Dann wird in dem Haus der Alltag einkehren.