Kunstcafé Einblick in Kaarst Lea-Leseklub feiert doppelten Erfolg
Kaarst · Zwei Teilnehmer des Lea-Leseklubs, der vom Kunstcafé Einblick ins Leben gerufen wurde, sind für ihre Beiträge in einfacher Sprache nun vom Verein „Wortfinder“ ausgezeichnet worden. Geschäftsführerin Brigitte Albrecht ist stolz auf ihre Schützlinge.
Mehr als 1200 Einsendungen hat der Verein „Wortfinder“ in Bielefeld von Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung zum diesjährigen Motto „Gefühlsachterbahn & Gedankenkarussell“ erhalten. Unter den zwölf Preisträgern sind gleich zwei vom integrativen Kunstcafé Einblick in Kaarst. Emilia Geisel hat die Jury mit ihrem Gedicht „Der Vogel auf dem Bügel“ überzeugt, Matthias Kirch wurde für seinen Rap über das Thema Eifersucht ausgezeichnet. Die Texte haben die beiden selbst in einfacher Sprache geschrieben. Die Texte der zwölf Preisträger, die aus ganz Deutschland kommen, werden in einem Jahreskalender veröffentlicht. „Dass wir aus unserem Lea-Leseklub zwei Preisträger stellen, ist schon ein Erfolg an sich“, erklärt Ulrike Brinkmann, die gemeinsam mit Brigitte Albrecht den Lea-Leseklub leitet. Die beiden Gewinner werden nun im September zu der Preisverleihung nach Bielefeld eingeladen, wo der Verein „Wortfinder“ seinen Sitz hat. „Die beiden sind sehr stolz auf sich“, erklärt Albrecht.
Der Lea-Leseklub – Lea steht dabei für „Lesen einmal anders“ – hat derzeit zwölf Mitglieder und beschäftigt sich mit Literatur in einfacher Sprache. „Wir kreieren die Sprache selbst oder lesen Gedichte und Bücher“, erklärt Albrecht. Es werden keine „Gebrauchstexte“ wie beispielsweise Formulare in leichte Sprache umgeändert. „Wir wollen kreativ werden mit Texten“, so Brinkmann. Bevor die Texte für den Wettbewerb geschrieben wurden, hat der Leseklub den Krimi „Der Altmann ist tot“ gelesen, der auf den Stufen des Berliner Reichstages spielt. Daraufhin kam der Wunsch auf, mit dem Leseklub nach Berlin zu fahren. Albrecht sprach die FDP-Parteivorsitzende Astrid Werle an, und nun geht es für den Lea-Leseklub als Mitglied einer FDP-Delegation in die Hauptstadt. „So versuchen wir das, was wir lesen, erlebbar zu machen“, erklärt Albrecht.
Den Lea-Leseklub hat Brigitte Albrecht im Jahr 2014 mit vier Mitgliedern ins Leben gerufen. Entstanden sind die Leseklubs für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung oder eine Lernschwäche und organisiert im Verein „KuBus“. In ganz Deutschland gibt es mittlerweile mehr als 50 Lea-Leseklubs. „Es geht nicht unbedingt darum, dass man lesen kann“, sagt Brinkmann. Der Leseklub richte sich „aus Freude an der Sprache“ an die beeinträchtigten Menschen. Auch Rollenspiele stehen hin und wieder auf dem Programm. „Wir wollen die Leselust entfachen und Ängste nehmen, sich der Sprache zu widmen“, erklärt Brinkmann: „Die Mitglieder sollen mit eigenen Ideen Texte formulieren und anderen mitteilen. Das führt zu fruchtbaren Gesprächen. Ich hätte nicht gedacht, dass die jungen Erwachsenen mit so viel Wucht dabei sind“, sagt Brinkmann. Die Texte der zehn Teilnehmer, die sich an dem Wettbewerb beteiligten, seien „qualitativ gut“ gewesen, so Brinkmann. Mit dabei war neben Gedichten und dem Rapsong auch ein umgedichteter Liedtext zu Peter Alexanders „Hier ist ein Mensch“.
Für die Gruppe gibt es nur Lob von den beiden Leiterinnen. „Es herrscht unheimlich viel Freundlichkeit und Motivation, die Gruppe ist sehr geduldig. Da könnte sich die Gesellschaft eine Scheibe von abschneiden“, so Brinkmann. Es herrsche ein „hohes Niveau an Sozialkompetenz“ , ergänzt Albrecht. Und die Gruppe wächst, zwei weitere Mitglieder stehen schon in den Startlöchern.