Zu wenig Platz, oft zu spät Büttgen versinkt im Bahnchaos

Büttgen. · Besonders Pendler sind von den Problemen seit der Fahrplanänderung betroffen.

Am 16. Dezember war die S-Bahn so voll, dass viele Leute am Bahnsteig auf den nächsten Zug warten mussten. Oft kommt sie auch zu spät. Dagegen soll nun etwas getan werden. Foto: Kampermann

Foto: Heinz Kampermann

Wer vor Weihnachten mit der S-Bahn von Büttgen nach Düsseldorf gefahren ist, hat es am eigenen Leib mitbekommen – oder auch nicht, weil die Bahn zu voll war: das pure Chaos. Die Pendler klagen schon lange über zu volle Waggons, massive Verspätungen und viele Ausfälle. Doch seit dem 16. Dezember ist es noch schlimmer geworden. Weil der Bahnhof in Düsseldorf-Bilk bis April saniert wird, fährt die Regiobahn nur noch bis nach Neuss. Dadurch nutzen die Pendler die S8. Diese ist dann so voll, dass viele auf das Auto umsteigen. „Im Moment geht es wegen der Weihnachtsferien. Ich will aber nicht wissen, was danach passiert. Am 16. Dezember herrschte hier Chaos vor dem Herren“, sagt die stellvertretende Bürgermeisterin Ursula Baum.

Die FDP-Politikerin hat das Problem in einem Brief an NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst geschildert, bis heute aber noch keine Antwort bekommen. Deshalb ist sie gemeinsam mit Heinz Kampermann, dem zweiten stellvertretenden Bürgermeister der Stadt, am Donnerstag vor Weihnachten auf Einladung der FDP in den Landtag gefahren. Dort traf sie sich mit Thomas Nückel, Vorsitzender des NRW-Verkehrsausschusses, Ulrich Reuter, FDP-Sprecher für Schiene und Binnenschifffahrt, sowie Stefan Bouillon, Referent für Verkehrspolitik. Sie bestätigten, dass nicht nur Büttgen, sondern ganz NRW diese Probleme habe. Baum und Kampermann haben im Landtag den Tipp erhalten, die Verträge des VRR mit der Deutschen Bahn anzusehen. „Sollte die Deutsche Bahn ihrer vertraglich geregelten Leistung nicht nachkommen, gibt es ein außerordentliches Kündigungsrecht“, sagt Baum.

Weil der Bahnhof in Düsseldorf-Bilk saniert wird, fährt die Regiobahn nur noch bis nach Neuss.

Foto: Kirschstein, Frank

Petrauschke: „Es gibt wenig Druckmittel gegen die Bahn“

Der nächste Weg führt also zum Rhein-Kreis Neuss: Landrat Hans-Jürgen Petrauschke ist Mitglied des VRR-Verwaltungsrates. „Es gibt wenig Druckmittel gegen die Deutsche Bahn. Es müssen Lösungen für die betroffenen Pendler geschaffen werden. Die Leute ins offene Messer laufen zu lassen, geht einfach nicht“, sagt Baum. Die Probleme der Bahn führten dazu, dass auch die Straßen rund um Büttgen voll sind – vor allem die Umgehungsstraße Richtung Neuss.

Auch der WDR hat das Thema vor Weihnachten in einem kurzen Bericht aufgegriffen. Ein Reporter, der selbst von Mönchengladbach nach Düsseldorf pendelt, berichtet in dem Beitrag davon, dass er drei Menschen gesehen hat, die kurz vor dem Kollaps standen, weil die Bahn so überfüllt war. Das Hauptproblem besteht laut Ursula Baum seit fünf Jahren. Damals hatte der VRR den Betrieb der Linien S5 und S8 für den Zeitraum vom 14. Dezember 2014 bis zum 8. Dezember 2029 ausgeschrieben, und die Deutsche Bahn hat den Zuschlag bekommen. Sie schickte neue Züge auf die Gleise, die im Vergleich zu den alten über 22 Sitz- und 179 Stehplätze weniger verfügten. Außerdem fehlen im Vergleich 14 Türen zum ein- und aussteigen. Für zwei Waggons ist der Bahnsteig in Büttgen zu kurz.

Auch die Pendler sind sauer. Kerstin Plate erklärt: „Es passen nicht alle Leute in Büttgen rein. Die Bahn ist konsequent zu spät und viel zu voll.“ Auch Plate ist in der Woche vor Weihnachten auf das Auto umgestiegen, zahlt aber weiterhin eine Monatskarte für die Bahn. „Da muss definitiv etwas passieren“, sagt sie.