Prävention im Kampf gegen Missbrauch: Grenzen erkennen und respektieren
Prävention im Kampf gegen sexuellen Missbrauch.
Kaarst. 50 Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern unter 14 Jahren werden im Jahr auf Kreisebene angezeigt, berichtet die Leiterin Kriminalprävention/Opferschutz der Kreispolizei Sabine Rosenthal-Aussem. Die Zahl der nicht gemeldeten Fälle dürfte noch deutlich höher liegen, schätzt sie. Durch Aufklärungsarbeit versuchen Polizei, Jugendämter und Fachstellen sexuellen Missbrauch zu vermeiden und Opfern frühzeitig zu helfen. Auch das Kaarster Jugendamt setzt auf Präventionsarbeit, wie Martina Bläser vom Jugendamt berichtet: „Dieses Thema ist entgegen der Annahme nicht weit weg, sondern ganz nah.“
Die zunehmende Bedeutung der neuen Medien und neue Täterstrategien machten es notwendig, dass Lehrer, Erzieher und andere Multiplikatoren geschult würden, damit sie kompetente Ansprechpartner für Kinder und Jugendliche sein könnten. So fand im Rahmen des Projektes „Kaarst vernetzt“ in Kooperation mit dem Sinus-Netzwerk eine Fortbildung mit dem Verein „Innocence in Danger“ unter dem Motto „Schützt endlich unsere Kinder“ für pädagogische Fachkräfte statt.
Am Mittwoch folgte eine weitere Schulung in der Realschule an der Halestraße, an der 60 Lehrer und Erzieher aus dem Kreis teilnahmen. Das Thema lautete: „Verdacht auf sexuellen Missbrauch im Kontext von Schule“. Aber auch für Jugendliche wurde dieser Tag zur Aufklärung genutzt. Alle vier 7. Klassen verfolgten eine Aufführung der Theaterpädagogischen Werkstatt Osnabrück, die die Ebene des Missbrauchs von Jugendlichen untereinander beleuchtete. Mädchen und Jungen sollen darin gestärkt werden, die eigenen Grenzen zu erkennen und die Grenzen anderer zu respektieren.
Ziel war es, die Schüler in der Wahrnehmung ihrer Grenzen zu stärken. Mit dem Stück „Ein Tritt ins Glück — Grenzverletzungen“, hatten die Zuschauer einen direkten Zugang. Schauspielerin Insina Läschen: „Die Kinder lernen, dass sie als Opfer nie Schuld haben, dass es für sie einen Ausweg gibt und sie sich an die Beratungsstellen wenden können.“
Ihr Kollege Christian Hannich ergänzt: „In unserem Theaterstück können wir viel mehr zeigen, als das eine Geschichte in einem Buch könnte. Wir sind ganz nah an den Kindern dran und direkt betroffen.“ Diese durch das Stück aufgebaute emotionale Bindung wurde in einem zweistündigen Workshop genutzt und das Thema vertieft.