Lank: Cathrina Negele - Eine Botschafterin für Deutschland

Cathrina Negele kehrt Meerbusch für ein Jahr den Rücken, um in den USA zu leben und zu lernen.

Lank. Einmal über den großen Teich, leben und lernen bei einer Gastfamilie in den USA - davon träumen viele Schüler. Für Cathrina Negele vom Meerbusch-Gymnasium wird sich dieser Wunsch im August erfüllen. Dann nämlich packt die 16-Jährige ihre Koffer, verabschiedet sich von ihren Eltern und verlässt die Heimat für zwölf Monate.

"Die Idee hatte ich bereits sehr früh", sagt Cathrina, "denn ältere Bekannte haben diese Gelegenheit auch schon wahrgenommen. Als es für mich an der Zeit war, schaute ich mich im Internet um."

Dort erfuhr die Gymnasiastin, dass man sich um ein Reise-Stipendium des Deutschen Bundestages bewerben kann. Dabei war ihr Bernd Scheelen behilflich, ein SPD-Mitglied des Bundestages. Scheelen erläutert: "Wir Abgeordnete übernehmen Patenschaften für ein oder mehrere Schüler. Ich habe also Cathrina für dieses Programm empfohlen. Als Abgeordneter achtet man natürlich schon darauf, ob der Kandidat ein gutes Bild von Deutschland vermitteln kann. Bei Cathrina bin ich da absolut überzeugt von."

Von den vorgeschobenen Eignungstests erzählt die Zehntklässlerin begeistert: "In Düsseldorf mussten wir ein Referat zu einem gesellschaftlichen oder politischen Thema vorbereiten. Es gab einen Grammatiktest, und im Einzelgespräch mussten wir verschiedene Fragen auf Englisch oder Deutsch beantworten. Dann wurde ich nach Berlin eingeladen, wo bereits viel über die Reise gesprochen wurde. Es war zum Beispiel ein Junge dort, der von seinem Aufenthalt in den USA berichtete. Er sagte, es gebe kaum Bürgersteige, alle würden mit dem Auto fahren. Er sei damals mit dem Rad zur Schule gefahren, und dafür habe man ihn schon komisch angeguckt."

Besonders auf solche Unterschiede ist die Lankerin gespannt, denn sie interessiert sich sehr für die Kultur, "die bei den Amis doch ganz anders zu sein scheint". Auch auf den Sport freut sie sich. "Hier zuhause spiele ich Handball bei Treudeutsch. Da dieser Sport in Amerika nicht so populär ist, werde ich wohl auf Baseball oder Basketball ausweichen."

Und was haben die Eltern und Freunde zu ihren Plänen gesagt? "Die haben richtig mitgefiebert", erinnert sich das Mädchen an die Bewerbungszeit. "Doch ich glaube, sie werden schon traurig sein, wenn ich fliege. Meine Eltern lassen sich zwar noch nichts anmerken, meine Mutter aber muss bestimmt ein paar Tränen vergießen." Für sie selbst sei der Abschied nicht so schwer. Eine Party werde sie aber auf jeden Fall noch schmeißen, so die 16-Jährige.

"Wahrscheinlich bin ich am Anfang viel zu aufgeregt, um Heimweh zu haben," glaubt Cathrina. "Ich werde auf eine neue Schule gehen, neue Menschen kennen lernen, das wird sicher alles furchtbar spannend." Noch weiß Cathrina nicht genau, wohin es geht.

Nach den Sommerferien werde sie noch für zwei Wochen das Meerbusch-Gymnasium besuchen "Um zu den neuen Lehrern Kontakte zu knüpfen, damit ich nach dem Jahr im Ausland weiß, an wen ich mich wenden kann." Und dann werden die Taschen gepackt. Besuche an Weihnachten oder Geburtstag will sie nicht einschieben. "So etwas würde das Heimweh nur verstärken." Man könne ja per E-Mail in Kontakt bleiben. Und während sich deutsche und amerikanische Behörden Verwaltungs- und Reisekosten teilen, brauchen Cathrinas Eltern nur noch für ein kleines Taschengeld zu sorgen.