Lank: „Eigentlich darf es mich doch schon gar nicht mehr geben“

Kabarett: Martin Buchholz hat auch nach 25 Jahren nichts von seinem Biss verloren.

<strong>Lank. Was für ein Typ Mensch Martin Buchholz ist, erfährt man am besten in der Pause. Während andere Künstler in einem stillen Kämmerlein nach Ruhe suchen, reiht der Kabarettist sich brav in den Strom der Besucher in Richtung Ausgang ein. Klar, er will seine Bücher verkaufen im fast ausverkauften Forum Wasserturm. Dennoch signalisiert der Berliner: Ich bin einer von euch, der hier nur seiner Arbeit nachgeht. Das macht Buchholz erwiesenermaßen ziemlich gut, nicht umsonst füllt der gelernte Journalist seit 25 Jahren Theatersäle mit seiner politischen Kleinkunst. Er schimpft, dichtet um, wortentfremded, zitiert aber auch gerne mal (Goethe, Tucholsky, Woody Allen). Vorzugsweise liest der 65-Jährige jedoch das vor, was Politiker so von sich geben - und fürchtet dabei womöglich zurecht um seinen Job als Satiriker.

Wenn Buchholz sich einmal so richtig in Rage geredet hat, dann kommt er ohne die Unterstützung ausladender Gestik nicht aus. Fassungslos schlägt er die Hände vor dem Gesicht zusammen, stützt sich ächzend mit den Ellenbogen auf seinem Bistrotischchen ab und schickt dem beißenden Spott, der seine spitzfindigen Analysen durchzieht, den leicht abgewandelten Rat seines Anwalts hinterher: "Rein juristisch gesehen, bin ich überhaupt nicht meiner Meinung."

Aber man hat es heutzutage als Mitglied der aussterbenden Berufsgattung Polit-Kabarettist auch nicht so leicht, weshalb Buchholz ein wenig trübsinnig verkündet: "Eigentlich darf es mich doch schon gar nicht mehr geben." Ein frustrierter Abgang steht allerdings zum Glück nicht zu befürchten, dafür macht ihm die Bühne offensichtlich nach wie vor viel zu viel Spaß.

Hauptsache er hält sich an bestimmte, selbst auferlegte Regeln. Eine Kostprobe: "Lieber Gott hilf mir, solange die Fresse zu halten, bis ich weiß, wovon ich rede." Und wenn das mal nicht klappt, gibt es Mittel und Wege, Fehler zu kompensieren: "Alkohol ist zwar keine Antwort. Aber man vergisst wenigstens die Frage."