Meerbuscher FDP prognostiziert: „Die Stadt ist übermorgen pleite“
Vorstands-Trio wird beim Ortsparteitag einstimmig im Amt bestätigt. Kroeger folgt Brennecke als Schatzmeister.
Meerbusch. Eigentlich können die Liberalen in Meerbusch stolz sein: "Wir sind der mitgliederstärkste Ortsverband im Kreisverband Neuss", sagt Meerbuschs FDP-Parteichef Jörg Schleifer, nur um gleich gnadenlos anzuschließen: "Was aber nichts heißt! Die Zahlen sind immer noch erbärmlich." Für klare Worte ist der Rechtsanwalt im Ruhestand bekannt, und seinem verschmitzten oder energischen Drang zum Polarisieren begegnen die Parteikollegen mit einer Mischung aus Vergnügen und Ermattung. Jörg Schleifer ist immer gut, wenn es darum geht, eine Diskussion zu befruchten. Eine rege Diskussionskultur schätzen Meerbuschs zurzeit 75 Liberale, nimmt man das Wahlergebnis und den harmonischen Umgang miteinander als Kriterium: Keine Gegenstimme gibt es, als sich das Dreigestirn Jörg Schleifer, Franc Dorfer und Gabriele Schmidt erneut für Vorsitz und Stellvertretung an der Ortsparteispitze zur Verfügung stellt. Ausdrückliches Lob gab es für Schatzmeister Klaus Brennecke, der sein Amt nach 17 Jahren mit der Bilanz 2006 - abgeschlossen mit rund 8000 Euro in den schwarzen Zahlen - niederlegt. Habe es mal eine Beschwerde vom Landesverband gegeben, so lag der Irrtum immer bei diesem, lobt Schleifer Brenneckes penible Kassenführung. Der hat als letzten Akt der Freundschaft seinen Vorstands-Nachfolger schon eingearbeitet: Der 49-jährige Wolfgang Kroeger aus Lank wird und will die Aufgabe weiterführen. Doch man drehte sich nicht nur um die eigene Achse: Kritisch nahm die Fraktionschefin Gesine Wellhausen die spendable Ausgaben-Politik der CDU-Mehrheit (Bauhof, Bürgerhaus, MedioMeer) in Meerbusch unter die Lupe: "Die wollen 2009 irgendetwas vorweisen können, aber wir glauben, die Pläne sind sehr üppig." Schleifer sieht die Situation noch drastischer: "Es ist ein Kreuz. Meerbusch hat die höchste Pro-Kopf-Verschuldung im Kreis und kommt einfach nicht voran. Schuld daran ist die CDU." Millionschwere Projekte würden geplant, "nur was fehlt, ist das Geld", meint Schleifer. "Wir sind übermorgen pleite."
Trotzdem oder bis dahin beteiligen sich die Liberalen aktiv an der Gestaltung und Rettung der Stadt: Neben ausdrücklichen und kreativen Spar- und Abspeckbemühungen wollen sie aktuell ihre Vorschläge zu einer Stiftung Haus Meer mit politischen Kollegen und Fachleuten intensiv vorantreiben.