Meerbuscher Stickkreis: Stich für Stich wachsen feine Ranken auf dem Stoff
Seit 14 Jahren treffen sich 30 leidenschaftliche Stickerinnen in der Osterather Nussschale
Osterath. Jeden Mittwoch treffen sich seit 14 Jahren 30 Damen in der Osterather Nussschale und widmen sich nur dem einen: Sticken. Was für den Laien nach Langeweile klingt, ist für die Mitglieder des Meerbuscher Stickkreises von höchster Faszination. "Wie eine Sucht", sagt Monika Heutmann.
Drei Ausstellungen haben die Frauen bisher organisiert, zuletzt erstmals in der Teloy-Mühle. "Da fällt es schwer, eine Auswahl zu treffen. Letztlich nimmt jeder möglichst ausgefallene Stücke, die eine besondere Bedeutung haben", erzählt Heutmann. Einen kommerziellen Hintergrund hat das Hobby nicht. Im Gegenteil: "Wir verkaufen die Stickereien beim Osterather Pfarrfest für einen guten Zweck."
Die Kunst des Stickens und seine Techniken sind höchst vielfältig. Die historische Entwicklung beginnt weit vor dem Mittelalter, erste Spuren finden sich im alten China und in Ägypten. Doch ob Hardanger (fadengebunden) oder Richelieu (nicht fadengebunden), Kreuzstich, Ajour oder Gobelin - die Ergebnisse filigraner Fingerfertigkeit dienen heute vor allem einem Zweck: als schönes Dekorationsstück Feste wie Weihnachten und Ostern, eine Hochzeit, Taufe oder Kommunion aufzuwerten.
Das war früher ganz anders, und das dokumentieren auch viele Stücke des Meerbuscher Stickkreises: Zahlenreihen, Buchstaben, Tierköpfe, Ranken, Bordüren oder ein Lebensbaum sind vereint auf einem edlen Leinentuch. "Das sind Mustertücher, wie sie die jungen Mädels früher angefertigt haben. Von der Vorlage konnte sich jeder ein passendes Motiv aussuchen und für Kleidungsstücke oder Wäsche verwenden. Jeder Landstrich, jede Region hatte andere Vorlieben", erklärt Heutmann.
Sticken, und das schweißt die Osterather Frauen zusammen, kann man bis ins hohe Alter - so lange Augenlicht und manuelles Geschick einen nicht im Stich lassen. "Unser ältestes Mitglied ist schon 83 Jahre alt", sagt Monika Heutmann. Ohne triftigen Grund wird ohnehin keine der Damen Nadel und Garn aus der Hand legen. Und dass sich die Fleißarbeit auszahlt, davon kann sich ein jeder spätestens beim Pfarrfest in Osterath Mitte September überzeugen.