Rhein-Kreis-Neuss: Graf Josef bittet zur Hochzeit

Zum vierten Mal kann man auf Schloss Dyck eine Zeitreise ins späte Mittelalter unternehmen.

Rhein-Kreis-Neuss. Ein Schwert hat der kleine Max noch nicht. Aber er hätte gern eins. Dazu noch ein Schild und einen Helm - damit er auch wie ein richtiger Ritter aussieht. Wo man anderswo lange suchen muss, ist beim Renaissancefest von Schloss Dyck kein Problem: Es gibt mehrere Stände mit der entsprechenden Ausrüstung. "Unsere Schilde sind gewölbt wie die echten Schilde und dreifach verleimt. Sie halten ein ganzes (Kinder)-Ritterleben lang", erklärt Bernd Ulbricht, der sich auf Ritterausrüstungen für Kinder spezialisiert hat. Schöner als die Plastikschilde zu Karneval sind sie allemal. Und so verließ Max das Fest denn auch als richtiger Ritter. "Ich habe sogar gekämpft", erzählt er stolz. Das war beim Kinderritterturnier auf der Orangerie-Halbinsel.

Die Besucher erwartet in Jüchen noch bis morgen Abend eine Zeitreise ins 15. Jahrhundert. Und diese beginnt gleich hinter der Kasse. Auf der großen "Plaza" der Landesgartenschau haben die "Leonis Pugnae" - auf deutsch die Löwen der Schlacht - ihre Zelte aufgeschlagen. Sie leben den Besuchern das Mittelalter vor. Der Überlieferung nach kämpfte eine Gruppe dieses Namens schon in der Schlacht von Worringen und nun hat die Truppe um Knut Schulz den Namen angenommen.

Schräg gegenüber versucht Clara, die Dienstmagd von "Laboratoris pro regis", mit einem Blasrohr das Feuer anzufachen. Und beim "Communitas Lupus" auf der Schwarznusswiese verkauft die 24-jährige Deborah mittelalterliche Gewänder, die sie und ihre Mutter in den vergangenen Wochen genäht haben. "Die Besucher fragen nach historisch korrekten Gewändern", erzählt sie. Und da die gelernte Schneiderin seit acht Jahren jeden Sommer auf Mittelaltermärkten verbringt, will sie diese Lücke schließen.

"Geschichte lebendig dazustellen ist wahnsinnig schwierig", sagt Organisator Richard Röhrhoff, der schon ähnliche Feste für die Burg Satzvey durchgeführt hat. Weil diese aber ihre Entertainment-Gesellschaft aufgelöst hatte, organisierte er das Fest zum ersten Mal gemeinsam mit der Dycker Stiftung. Dabei nutzte er die Möglichkeit, das Fest in einen historischen Rahmen zu betten - die Hochzeit des Grafen Josef VI. von Reifferscheidt-Dyck mit Irmgard von Alfter im Jahr 1455, durch die die Linie Salm-Reifferscheidt Dyck begründet wurde.

Und so hat sich auch bei den Ständen einiges verändert. In diesem Jahr gibt es beim Renaissancefest erstmals eine Alchimistenküche, einen astrologischen Stand und auch einen Mystikerstand. "Alles klassische Renaissance-Themen", sagt Röhrhoff. In den nächsten Jahren soll diese Palette in Jüchen noch weiter ausgebaut werden.