Rhein-Kreis-Neuss: Rettung für den Edelkrebs?
Naturschutz: In NRW soll nach dem Flusskrebs gesucht werden, wo er fehlt, wird er wieder angesiedelt – so auch in Neuss.
<strong>Rhein-Kreis Neuss. Sein Name hat ihm auch an Rhein und Erft nichts genützt. Tatsächlich nämlich hat der Edelkrebs (Foto) so gar nichts Schickes an seinem schlammbraunen Leib, und mit höchstens 20 Zentimetern kann er sich nicht ein- mal als lukrativer Leckerbissen empfehlen. Viel mehr bieten da schon seine exotischen Artgenossen: Für den Verzehr oft hochgezüchtet, sind sie größer und vermehren sich stärker, schon optisch machen sie einfach mehr her. Und genau darin liegt das Problem an Flüssen wie Rhein und Erft, an denen einst der Edelkrebs in rauen Mengen lebte. Mittlerweile führt er die Rote Liste der bedrohten Arten im Land an. Weil mehr dran für den Teller und schöner fürs Aquarium, "wurden amerikanische Krebse irgendwann importiert und ausgesetzt", sagt der Biologe Harald Groß aus Bad Münstereifel. Die überlegenen Arten wie Kamber- und Signalkrebs haben die heimische Art nicht nur aus ihren Lebensräumen verdrängt, sondern auch die Krebspest über sie gebracht. Die Krankheit raffte teilweise in wenigen Tagen ganze Populationen des Europäischen Flusskrebses - so der offizielle Name der heimischen Schalentiere - dahin. "Inzwischen gibt es an den großen Flüssen eigentlich nur noch die amerikanischen Krebse", sagt Groß. An der Erft sei lediglich im Bereich des Unterlaufs in der Eifel noch das eine oder andere europäische Krebsexemplar zu finden.
Edelkrebse auch im Rhein-Kreis wieder ansiedeln
Groß will das ändern. Er ist Leiter eines NRW-Projektes von Landesfischereiverband und Naturschutzbund NRW und sucht im Rhein-Kreis Neuss nach Helfern. Sie sollen sich zu Krebsexperten schulen lassen und vor allem an den kleinen Flussabzweigungen nach unentdeckten Edelkrebsen fahnden, die sich vor ihren amerikanischen Konkurrenten versteckt halten. Die Ehrenamtlichen, deren Auslagen erstattet werden, sollen dazu beitragen, eine NRW-Karte mit allen noch so kleinen Populationen des Astacus astacus zu erstellen. Zudem sollen die Helfer Taucher und Angler befragen, ob und wo sie Exemplare gesichtet haben. Das "Edelkrebsprojekt NRW" ist die Ausweitung eines Modellversuches, der in den vergangenen drei Jahren im Raum Köln lief und laut Groß erfolgreich abgeschlossen wurde. Seit diesem Jahr fördert unter anderem das Düsseldorfer Umweltministerium die landesweite Fortführung: Bis 2009 gibt es Geld dafür. "Inzwischen haben wir 100 Meldungen von Populationen in NRW", so Groß. Aus dem Rhein-Kreis Neuss sei jedoch noch nichts gekommen: Bislang suchen an den Seitenarmen der Kreis-Flüsse lediglich ein paar Taucher nach Edelkrebsen.Es soll aber nicht bei der Kartierung bleiben. "Es geht uns auch um Neuansiedlung", sagt Groß. Nicht direkt an Rhein und Erft zwar - die seien für heimische Krebse längst verloren. "Aber kleine Seen und Baggerlöcher sind eine gute Alternative für den Edelkrebs." Selbst der Gartenteich könne sich als Krebsgewässer eignen.
Die Art Der Edelkrebs wurde bis vor etwa 100 Jahren in großen Mengen zum Verzehr gefangen. Eingeschleppte, exotische Krebse haben die Art verdrängt und durch Krankheiten stark dezimiert.
Das Projekt ist erreichbar unter 2 0 22 53/96 08 59.