Blitz-Marathon in Neuss
Die meisten Autofahrer hielten sich ans Limit.
Neuss. Die Digitalanzeige der Radarpistole zeigt 43 Kilometer in der Stunde an. In einer 30er-Zone sind das 13 Kilometer pro Stunde zu viel. Ein Verwarngeld wird fällig. Der Herr hinterm Steuer ärgert sich: „Wir kommen gerade vom Tierarzt.“ Ein Notfall, denn der vierbeinige Mitfahrer ist am Morgen gebissen worden. Nun brauche der Hund dringend sein Futter, erklärt der Rentner. „Da hatten wir es dann wohl etwas zu eilig“, ruft seine Frau von der Rückbank. Die Strafe muss dennoch gezahlt werden.
Extreme Raser haben die beiden Polizeibeamten an der Messstelle Daimlerstraße/Böhmerstraße am Dienstag Vormittag nicht erwischt. Doch Ziel des zweiten 24-Stunden-Blitzmarathons war nicht, möglichst viele Verwarngelder auszusprechen oder Führerscheine einzukassieren. Aufklärung, Mahnung — darum geht es. Die Zahl der Verkehrstoten soll gesenkt werden
„Die Daimlerstraße ist eine Rennstrecke“, sagt Hartmut Siebert. Der Anwohner hatte auf die Gefahrenstelle aufmerksam gemacht. Der Ort der Messung sagt zu, nur die Uhrzeit sei schlecht gewählt, meint Nachbar Matthias Krump. „Ab 16 Uhr, wenn alle schnell nach Hause wollen, dann muss hier geblitzt werden“, fordert er. Viele Berufspendler nutzten die Straße, um der Ampel an der Josefkirche zu entgehen, glaubt auch Siebert.
Den beiden Polizisten geht derweil trotzdem der nächste Verkehrssünder ins Netz. Als der junge Mann aus seinem Wagen steigt, offenbart sich: Er trägt Flip Flops. Verboten ist das beim Fahren zwar nicht, aber auch nicht gern gesehen. Am Tag des Blitz-Marathons ist das allerdings nicht nicht der Grund der „Gefährdungsansprache“, wie es im Amtsdeutsch heißt.
Sieben Kilometer je Stunde zu schnell sei er gefahren, sagt der Beamte und fügt hinzu: „Fünf Stundenkilometer weniger können bereits Leben retten.“ Zerknirscht zahlt der Fahrer das Verwarngeld von 15 Euro. Seine Freunde hatte er selbst am Tag zuvor noch vor der Polizei-Aktion gewarnt. ull