(jasi) Als Stefan Müller am Samstagmorgen aufwachte, kam bereits die erste Selbstkritik auf. „Vielleicht war ich ein wenig zu impulsiv“, sagt der Stadtverordnete der Neusser CDU rückblickend – und verbindet dies mit einer Entschuldigung: „Hätte so nicht passieren dürfen.“ Um den Sachverhalt zu verstehen, muss man zunächst auf einen Redebeitrag von Yulia Vershinina (Die Partei) in der vergangenen Ratssitzung blicken. Beim Tagesordnungspunkt zur Zukunft von Grimlinghausen inklusive Pestalozzischule ließ sich Vershinina zu einer verbalen Attacke hinreißen: „Ich weiß nicht, ob die CDU senil, dement oder renitent ist.“ Schließlich habe es den Vorstoß der Christdemokraten unter der Überschrift „Grimlinghausen neu denken“ schon vor einigen Sitzungen gegeben. Mit dem anschließenden Ordnungsruf von Bürgermeister Reiner Breuer („dies ist nicht das Höchstmaß an Respekt“) war die Sache aber noch nicht erledigt. Stefan Müller suchte nach der Sitzung das Gespräch mit Yulia Vershinina. In einer Mitteilung der Fraktion Die Partei/Linke wird das Geschehen wie folgt zusammengefasst: „Der Stadtverordnete Herr Müller von der CDU kam wütend zu Frau Vershinina und baute sich drohend in einem Abstand von vermutlich nicht einmal 30 Zentimetern und mit noch weiter nach vorne gebeugtem Kopf vor ihr auf, um sie wegen ihrer unverschämten Äußerung zur Rede zu stellen. Er verhielt sich von Beginn an sehr aggressiv und forderte, dass sie solche Aussagen nie wieder zu äußern hätte. Die Ansprache von Herrn Müller gipfelte in der Drohung ,Sonst knallt es‘.“ Ob er wirklich „sonst knallt es“ gesagt hat, daran kann sich Müller nach eigenen Angaben nicht erinnern, könne es aber auch nicht dementieren. Sollte er es tatsächlich gesagt haben, so Müller, dann sei es in keinem Fall als Gewaltandrohung gemeint gewesen. So war der Satz nämlich im Lager von Vershinina aufgefasst worden. Auch als „Einschüchterungsversuch“ will Müller sein Vorgehen nicht verstanden wissen. „Mir ist es wichtig, dass man im Umgang miteinander gewisse Grundwerte beachtet – das habe ich mit meinem Verhalten allerdings auch nicht getan“, sagt der Stadtverordnete selbstkritisch, der am Montag bereits das Gespräch mit Yulia Vershinina suchte. Auch sie zeigt sich wiederum einsichtig in Bezug auf ihre „Dement“-Aussage: Die sei „sicherlich auch gegenüber Menschen mit einer Demenz-Erkrankung ungeeignet und man hätte besser auf die üblichen Gedächtnislücken in der Politik verwiesen. Aus unserer Sicht bleibt aber vollkommen klar, dass es sich hierbei weder um eine Beleidigung und schon gar nicht um einen persönlichen Angriff auf eine bestimmte Person handelte.“
Politik-Zoff in Neuss Gab es ein Eklat am Rande der Ratssitzung?
Neuss · Am Rande der Ratssitzung ist es zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen Yulia Vershinina (Die Partei) und Stefan Müller (CDU) gekommen. Nun steht der Vorwurf eines Einschüchterungsversuches im Raum. Was ist passiert?
25.02.2025
, 06:00 Uhr