Ikea packt Nachbarn was drauf
Umliegende Firmen profitieren vom schwedischen Möbelhaus - wie Verpackungsspezialist Carl Bernhard Hoffmann.
Kaarst. Die Firma Carl Bernhard Hoffmann verpackt nahezu alles — aber wie „packt“ sie positive und negative Veränderungen, die sich durch den neuen Ikea vis-à-vis ergeben haben? Darüber informierte sich jetzt Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus in Begleitung von Christoph Schnier vom Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Kaarst.
Das seit 42 Jahren in Kaarst ansässige familiengeführte Unternehmen besuchten sie zum ersten Mal. Die Geschäftsführung haben Andrea Müller (42) und ihr Bruder Guido Coenen (37) inne. Bürgermeisterin Nienhaus wollte vor allem von ihnen wissen, wie sich die Situation vor Ort nach dem Umzug von Ikea und dem Einpendeln der Verkehrsströme entwickelt hat — profitiert die Firma vom neuen Standort des schwedischen Möbelriesen?
Andrea Müller, Hoffmann Verpackungen
„Im Prinzip ja“, erklärte Andrea Müller. „Wir profitieren vor allem von den Kundenströmen am Samstag“, ergänzte ihr Bruder. Viele wüssten gar nicht, dass auch „normale“ Kunden Verpackungen aller Art im Supermarkt ähnlich gestalteten Geschäft erwerben könnten — sie werden derzeit vor allem auf die großen Banner aufmerksam, die für Ballonverkauf zu allen festlichen Anlässen werben. „Seit drei Monaten haben wir das im Angebot. Unser Kerngeschäft bleiben natürlich Verpackungen“, so Coenen. Doch auch hier werden Privatkunden fündig, um Geschenke fantasievoll und passend zur Gelegenheit zu verpacken. „Es werden nun mehr Kunden durch Ikea auf uns aufmerksam — das hat einen Schneeballeffekt ausgelöst, denn sie geben ihre Erfahrungen an andere Kunden weiter“, bilanzierte Müller.
Doch es gibt auch negative Erfahrungen durch den neuen Ikea und sie betreffen besonders die Verkehrsführung. „Die Ampelphasen sind sehr langwierig und bei heruntergelassener Schranke der Regiobahn entsteht ein langer Rückstau“, klagte Müller. Ihr Bruder fügte hinzu: „Als bei Ikea Trödelmarkt war, wurden unsere Feuerwehrzufahrten verbotswidrig als Parkplätze genutzt.“ Hier versprach Nienhaus, das Ordnungsamt zu informieren. Coenen wandte ein, dass seine Firma dauerhaft eine größere Fläche in Kaarst brauche — von 10.000 Quadratmetern an aufwärts. Dann könne man die alte Lagerhalle an der Neersener Straße aufgeben. Nienhaus und Schnier präsentierten daraufhin Flächennutzungspläne, die eine geplante Vermarktungsfläche von zehn Hektar rund um das neue „Gewerbegebiet Kaarster Kreuz“ umfassen. „Von der Größe her ist das ein Alleinstellungsmerkmal bezüglich anderer Städte“, sagte Wirtschaftsförderer Christoph Schnier.
Auf Dauer sollen noch mehr Firmen angesiedelt werden — zwei stehen bereits in den Startlöchern, wollen das aber zu gegebener Zeit selbst verkünden, sagte Nienhaus.
Das Ziel der Innen-Erschließung sei 2019, sagte Schnier. Mehr Firmen müssten aber auch aber eine Verbesserung der Infrastruktur nach sich ziehen — vor allem ansprechende Gastronomie. Hier habe man sich laut Schnier bereits über diverse Backshops mit hervorragendem Mittagstisch informiert: „Das ist ein wichtiger Punkt zur Mitarbeiterakquirierung.“ Zudem würden so auf weite Sicht noch mehr Kunden angelockt. Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus schwebt in Zukunft die Einrichtung einer Betriebskindertagesstätte für mehrere Firmen am Standort vor.