Neuss: Podium - Kampf gegen Musikdiebe im Netz
Experten sprachen mit Schülern über illegale Downloads.
Neuss. Mehr als Dreiviertel aller Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben einen Mp3-Player. Dazu kommen Musikdateien auf dem Rechner, auf dem Handy, auf CD im Auto. 500Lieder auf einem daumengroßen Datenträger sind keine Seltenheit. Alles gekauft? Hoffentlich, sagt Frank Lüngen. Falls nicht, bekommt er es heraus, denn er ist Chefermittler der ProMedia, einer ausgegliederten Tochter des Bundesverbandes der Musikindustrie.
Musikpiraterie ist Diebstahl geistigen Eigentums und illegal. Und: Seit 1. Januar dieses Jahres ist nicht nur das unbefugte zur Verfügung Stellen von Musikdateien im Internet verboten, sondern auch das Herunterladen. Um darüber und über die Folgen des Datenklaus für die Täter, die Wirtschaft und nicht zuletzt auch der Künstler zu informieren, war die "School Tour", ein musikpädagogisches Modellprojekt der deutschen Phonoakademie, eine Woche lang zu Gast an der Schule Hochneukirch.
"Wer selbst einmal kreativ war, weiß auch den Wert kreativer Arbeit anderer besser einzuschätzen und zu respektieren", hofft Projektleiter Jürgen Stark. Die Jüchener Schüler zeigten das Ergebnis ihrer Kreativität mit eigenen Songs, die sie am Donnerstagabend auf der Bühne vor rund 30 Eltern und Lehrern aufführten. Für die anschließende Podiumsdiskussion interessierten sie sich allerdings kaum. Mit dabei waren Frank Lüngen als Chefermittler gegen Musikpiraterie, Projektleiter Jürgen Strak, Musikjournalist und Dozent, Professor Dieter Gorny, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes der Musikindustrie, Knut Stenert, Sänger und Gitarrist der Gruppe Samba und Reiner Lange als Musiklehrer der Hauptschule Hochneukirch. Den Grund für den Anfang 2004 gestarteten juristischen Kampf gegen die Musikdiebe nennt Gorny: "Aus einer Bagatelle wurden dank schnellerer Internetverbindungen viele."
Allein in Deutschland wurden 2006 mit 374 Millionen Songs 14-mal mehr Lieder illegal aus dem Internet heruntergeladen als legal über Downloadshops verkauft. Der Schaden liege in dreistelliger Millionenhöhe. "Darunter leidet die Qualität der Musik", weiß Musiker Knut Stenert. Viele Künstler könnten nicht mehr von der Musik leben und müssten sie nur noch als Hobby betreiben. Nicht nur zum Schutz der Jugendlichen vor illegalen Inhalten sollten die Eltern genau darauf schauen, was ihre Kinder in Tauschbörsen wie Emule oder Rapidshare treiben, rät Lüngen. Auch pornographisches oder rechtsradikales Material würde dort angeboten.
“ Tipp: Hat Ihr Kind illegale Dateien aus Tauschbörsen auf dem Rechner? Das kostenlose Programm "Digital File Check" spürt Dateitauschprogramme auf, blockiert oder löscht sie.