Neuss: Rockpreis - MetallerschlagenHip-Hopper

Drei Bands traten an. Die großen Gewinner sind fünf Metal-Musiker.

Neuss. Zum 16. Mal wurde am Greyhound Pier der Rock- und Popförderpreis der Stadt Neuss verliehen und nie zuvor war es spannender. Dafür sorgte ein schlagfertiges Hip-Hop-Frauen-Duo und die seit zwei Jahren angehobenen Kriterien, die es in einem Live-Auftritt zu erfüllen gilt - früher reichte die Einsendung einer CD: "Auf der Bühne kann niemand mehr lügen", sagt Werner Michels, Leiter im Kontakt Erfttal, der neben Jürgen Dahmen in der siebenköpfigen Jury saß.

Genauer genommen steht die Konkurrenz gerade auf der Bühne. Die Frauen von Meditias überraschen mit politischem Hip-Hop - "gegen Rechts" und für eine bessere Welt. Shana und Latimo (beide 28) geben ein musikalisches Potpourri auf Deutsch, Italienisch und Englisch zum Besten. Die Songs sind nicht nur zum Mitwippen, sondern auch zum Nachdenken. Wer die Texte schreibt? "Jede für sich selbst", sagt Latima nach ihrem schweißtreibenden Auftritt.

Dann freut sich die Neusser Musikszene auf Murdock. Die gibt es zwar erst seit 2006, doch die 21 bis 25Jahre alten Jungs haben gleich ihren Manager mitgebracht. "Er hat unser Album rausgebracht", erklärt der 24-jährige Bassist Petros, der die letzten Monate mit seinen Bandkollegen im Studio saß.

Als die Musiker ihren Auftritt haben, verwandeln sich die Zuschauer in einen hüpfenden Menschen-Knäuel, der schreiend der lauten Show Ehre gebührt. Sänger Andy ähnelt stimmlich immer mehr Schockrocker Marilyn Manson, bringt seine Fans mit tiefem Stöhnen und hellem Aufschrei in Ekstase.

Viele Zuschauer zieren sich nicht, ihre Ohrstöpsel zu benutzen, manche gehen raus: "Das ist mir zu hart", sagt Marcus Gerresheim. Danach zieht sich die Jury zur Besprechung zurück. "Der eigene Musikgeschmack muss in den Hintergrund rücken", sagt Werner Michels. "Denn auch wenn ich kein Hip-Hop mag, muss ich trotzdem neutral über das Können aller Bands entscheiden."

Die Jury hat sich am Ende für die lauteste Band entschieden: Murdock gewinnen den Rock- und Popförderpreis und damit 1500 Euro. "Die können wir nun in unsere Tour stecken, oft haben wir schon drauf zahlen müssen", freut sich Petros, der sich kurz darauf von der Bühne in die Menschenmenge fallen und gebührend über deren Köpfe hinwegtragen lässt.