Im Heinrich-Grüber-Haus beziehen derzeit 37 Prozent der Bewohner Sozialhilfe. Karen Rothenbusch, die das Seniorenheim in Weckhoven leitet, geht jedoch davon aus, dass es künftig „deutlich mehr werden“, wie sie sagt. Hintergrund ihrer Befürchtung ist, dass die Kosten für die Pflege in Heimen weiter ansteigen. Nicht ohne Sorgen blickt Rothenbusch deshalb auch auf die anstehenden Pflegesatz-Verhandlungen zum 1. September, im Zuge dessen mit „erheblichen Kostensteigerungen“ zu rechnen sei. „Das haben wir auch bereits im Heimbeirat diskutiert“, sagt die Leiterin. Auch das Szenario, dass sich Bewohner nach einem günstigeren Heim umsehen und das Heinrich-Grüber-Haus verlassen, sei nicht ausgeschlossen. Noch drastischere Worte findet der Neusser Pflege-Experte Werner Schell – der von einer „Katastrophe“ spricht und mit seinen 83 Jahren auch die eigene Betroffenheit ins Auge fasst. „Ich habe schon zu meiner Frau gesagt: Sollte ich eines Tages pflegebedürftig sein, dann wären unsere Ersparnisse in kürzester Zeit futsch.“ In der Pflegebranche täten sich derzeit so viele Baustellen auf, „dass einem schwindelig werden kann“, so Schell. Aktuelle Zahlen zeigen, dass die Eigenanteile für die Bewohner in den nordrhein-westfälischen Pflegeheimen bereits im vergangenen Jahr deutlich gestiegen sind. Zum 1. Juli waren 2801 Euro fällig und damit 261 Euro mehr als Mitte 2022, wie eine jetzt veröffentlichte Auswertung des Verbands der Ersatzkassen ergab. NRW liegt damit weiterhin über dem Bundesschnitt von 2548 Euro pro Monat (348 Euro mehr als Mitte 2022).
Situation in Neusser Einrichtungen Wird Pflege bald unbezahlbar?
Neuss · Für Bewohner in Pflegeheimen steigen die Eigenanteile der Kosten ihrer Unterbringung und Versorgung immer weiter an. Auch in Neusser Einrichtungen schrillen deshalb die Alarmglocken.
21.07.2023
, 06:00 Uhr