Von außen betrachtet schien der Zeitpunkt eigentlich günstig: Am Rathaus hängt den ganzen Juni über eine Regenbogenflagge, ein Neusser Beitrag zum weltweiten „Pride Month“, in dem für die Sichtbarkeit und Rechte von Menschen jeglicher (sexueller) Orientierung demonstriert wird. Im jüngsten Schulausschuss hatten die Grünen einen dazu passenden Antrag eingebracht: darin baten sie die Verwaltung zu prüfen, „inwiefern geschlechtsneutrale Unisextoiletten bei anstehenden Sanierungen sowie beim Neubau von Toiletten an Schulen realisiert werden können.“ Doch die Toleranz im Schulausschuss was „queere“ Themen angeht, hat Grenzen, da kann die bunte Flagge wehen, wie sie will: nur die beiden Grünen-Vertreterinnen Nicole Roegglen und Henny Rönneper stimmten für ihren Antrag, die SPD und UWG enthielten sich der Stimme, alle anderen waren entschieden dagegen. „Die Sanierung der Toiletten sollte abgeschlossen werden, das ist wichtig“, betont die schulpolitische Sprecherin der CDU, Elke Schlangen. Außerdem böten getrennten Toiletten für Mädchen und Jungen auch „einen gewissen Schutzraum.“ Besonders der Ex-Grüne und jetzige Fraktion-Jetzt-Stadtverordnete Dieter Zander fragte angesichts des Antrags, ob „die Grünen keine anderen Probleme“ hätten. Außerdem bescheinigte er ihnen eine seiner Meinung nach „an der Neusser Realität vorbeigehende Genderideologie“ und schloss mit den Worten: „Die Grünen leben in Absurdistan.“ Aber geht der Antrag wirklich komplett an der Realität vorbei? Die Forderung zielte nicht darauf, umgehend eine dritte, geschlechtsneutrale Toilette in Schulen – der Antrag bezog sich übrigens auch auf Grundschulen – einzuführen, sondern das Thema bei anstehenden Umbauten zu berücksichtigen.
Gender-Debatte in Neuss Grüne scheitern mit Idee von Unisex-Toiletten
Neuss · Mit ihrem in den Schulausschuss eingebrachten Antrag, Unisex-Toiletten in Neusser Schulen zu etablieren, sind die Grünen gescheitert. Warum die Idee so weltfremd nicht ist und wo sie bereits umgesetzt wird.
05.06.2023
, 06:00 Uhr