Illegal erworbene Junghunde können zur Kostenfalle werden EN-Kreis: Veterinäramt warnt vor Kauf von „Wühltischwelpen“
EN-Kreis · Die starke Nachfrage nach Haustieren hat während der Pandemie den illegalen Handel angekurbelt. Das Veterinäramt rät von dem Kauf der „Wühltischwelpen“ ab.
Online wird ein bildhübscher Rassehund angeboten, angeblich gesund und geimpft. Das Foto ist zum Verlieben, der günstige Preis auch. Das Veterinäramt des Ennepe-Ruhr-Kreises warnt – häufig werden mit solchen Anzeigen illegal gehandelte Tiere beworben.
„Der illegale Welpenhandel geht auf Kosten der Tiere. Sie werden meist unter tierschutzwidrigen Bedingungen im Ausland gezüchtet, viel zu früh vom Muttertier getrennt, sind ungeimpft und nicht selten krank. Die Hunde werden nicht ausreichend sozialisiert, was ebenfalls häufig zu Problemen führt“, erklärt Amtstierärztin Dr. Bettina Buck.
Als Ursache für den illegalen Handel benennt Bettina Buck deutlich zu niedrige Strafen für das lukrative Geschäft mit den Vierbeinern sowie die internationalen Tierschutzbedingungen. Während gewerbliche Züchter in Deutschland eine sogenannte Paragraph-11-Erlaubnis benötigten, die sowohl eine Sachkundeprüfung als auch regelmäßige amtliche Tierschutzkontrollen der Haltung beinhaltet, gebe es diesen Paragraphen im Ausland so nicht – mit schwerwiegenden Folgen für das Wohl der Tiere.
„Die Muttertiere werden häufig in winzigen dunklen Käfigen als reine Brutmaschinen gehalten und die männlichen Tiere teilweise mit Hilfe von Elektroschocks zur Samenspende bewegt. Wir erleben oft, dass die Tiere zu jung von ihrer Mutter getrennt wurden, damit diese schnell wieder neue Nachzucht liefern können“, so Bettina Buck.
Illegal erworbene Junghunde können zur Kostenfalle werden
Während der Corona-Pandemie ist die Nachfrage nach Haustieren stark angestiegen, was die Verkäufe aus illegalem Handel weiter angekurbelt hat. Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten zählte für das Jahr 2021 über 1800 entdeckte Tiere, rund 140 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Dunkelziffer dürfte jedoch noch deutlich höher liegen.
Für die neuen Besitzerinnen und Besitzer können illegal erworbene Junghunde durch die schlechte Aufzucht schnell zur Kostenfalle werden. Sie werden meist in hygienisch bedenklichen Umgebungen geboren und nicht lange genug gesäugt, die Impfunterlagen sind häufig gefälscht. So kann es zu langen Klinikaufenthalten kommen, die nicht selten tödlich enden und hohe Behandlungskosten verursachen.
Bei Hunden aus dem Ausland kann auch die Tollwutimpfung zu einem finanziellen Problem werden. Ist ein Nachweis über die Immunisierung nicht möglich, kommt der Hund für eine mindestens 30-tägige Quarantäne in ein Tierheim. Die Kosten, die oft mehrere tausend Euro betragen, muss der jeweilige Tierhalter tragen.
Für Kaufinteressierte hat Bettina Buck Tipps, um unseriöse Angebote zu erkennen: „Welpen sollten nicht über Internetanzeigen gekauft werden, die die Herkunft, Elterntiere und die Haltungsbedingungen verschleiern. Übergaben an der Haustür, im Park oder aus dem Kofferraum sind immer verdächtig. Hellhörig sollte man auch werden, wenn ein Anbieter verschiedene Rassen verkauft.“
Verantwortungsvolle Anbieter ermöglichen ein vorheriges Kennenlernen, zeigen sich offen für die Fragen der Interessenten und wickeln den Kauf mit einem Vertrag ab. Auf Anfrage zeigen sie die Zuchtstätten mit sauberem Wurfbereich.
Bei Verdacht auf illegalen Welpenhandel werden Bürgerinnen und Bürger gebeten, sich an die Polizei oder das Veterinäramt zu wenden, unter Telefon: 02336 93 2472 oder per E-Mail: vet.amt@en-kreis.de.