Herbert Knebel: Affentheater zwischen Kaffee und Blasenproblemen
Herbert Knebel betrachtete in der Glückaufhalle Tücken des Lebens.
Sprockhövel. Glasbausteine im Kassengestell, bügelfreie Polyester-Jacke in Karamell, Hose im Schokoton — dieser tadellos gekleidete Champion ist der, der sich den „Häbbätt“ nennt. Für alle, die fremdsprachentechnisch noch auf dem Schlauch stehen: Die Rede ist von Vater Knebel sein Herbert.
Für zwei mal ein Dreiviertelstündchen war der Comedian und Frontmann der Band „Affentheater“ zu Gast in der Glückaufhalle. Quasi solo, aber als Kapelle zu zweit kam Knebel mit dem Häbbätt sein Affentheater sein Gitarrist Ozzy Ostermann. Schließlich hatte er schon im Programmtitel die typische Sorge des Einzelkämpfers: „Ich glaub, ich geh kaputt.“
Da wurde nicht nur geblödelt, sondern auch wie blöd zu deutschen Texten bekannter Rocksongs geklampft. Im Angebot war außer Joe Cocker auch der Who-Klassiker „Pinball Wizard“, zu dem Knebel das Mikro zwirbelte wie einst Roger Daltrey, um dann wieder den beherzten Pinguingang des Frührentners Knebel anzunehmen.
Mit Dieffenbachia im Topf und gepinselten Sonnenblumen im Bilderrahmen hatte die Kunstfigur aus dem Pott die komplette Gemütlichkeit installiert, für die das Gelsenkirchener Barock innig geherzt wird. Die gleiche Hassliebe muss es sein, die das Publikum an den plattierten Geistesblitzen eines Vollpfosten haften lässt.
Ja, Herbert betrachtet die Dinge und den Sinn des Lebens ebenso aufmerksam wie scharfsinnig, um sich dann allerdings freiwillig an ihnen scheitern zu lassen. So kommt es, dass er im Internet nach Lösungen für seine Blasenprobleme sucht und gute vier bis fünf Stunden auf den Seiten verweilt, die darunter etwas Anderes verstehen.
Amüsiert über solche Verpeiltheit, begleiteten die Zuschauer ihren Herbert auf dem Weg zum Tierarzt, ins Sonnenstudio und zu „Starbuchs“.
Außer Frage steht: Wenn es diesen Herbert wirklich gäbe, hätte seine Ische längst den Freitod gewählt. Bleibt die Sorge, dass lebende Vorbilder nicht auszuschließen sind.