Herzkamp: Für schnelleres DSL fehlen 136 000 Euro
Die Investition in den Ausbau der Netze lohnt sich aus Sicht der Anbieter nicht.
Sprockhövel. Die Breitbandversorgung für einen auch in Zukunft ausreichend schnellen Internet-Anschluss ist in einigen Teilen Sprockhövels schlecht und daran wird sich vorerst nicht viel ändern. Das ist die ernüchternde Bilanz von zwei Referaten, mit denen sich der Beirat für Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing am Mittwoch über das Thema informieren ließ. Hauptgrund für die ungünstige Prognose ist schlicht, dass sich die erforderlichen Investitionen aus Sicht der Anbieter nicht lohnen. Schon seit einigen Jahren sei die Stadt mit dem Thema beschäftigt, sagte Bürgermeister Klaus Walterscheid zu Beginn.
Es sei hinlänglich bekannt, dass es etwa in Herzkamp, Hiddinghausen und in einigen Bereichen in Niedersprockhövel Probleme gebe. „Bei Unternehmen haben wir in Einzelfällen Probleme gelöst“, konnte er berichten. Es gehe aktuell darum, sinnvolle Wege für Verbesserungen zu finden, die auch Schritt für Schritt gegangen werden könnten.
Als Experten hatte sich der Beirat Marco Andres von „BreitbandConsulting.NRW“, einem Institut der Universität Wuppertal, eingeladen. Während 96 Prozent der Stadt jedenfalls theoretisch mit einem Anschlusswert von zwei Megabit pro Sekunde zumindest minimal versorgt sind, seien nach einer Untersuchung des TÜVs Rheinland nur 47 Prozent mit mehr als 16 Mbit/s versorgt. Im NRW-Landesdurchschnitt sind es 80,5 Prozent. „Ohne Breitband gibt es kein Wachstum“, lautete seine Botschaft.
Bei fehlender Infrastruktur würden Einwohner und Unternehmen abwandern und die Servicefähigkeit der Stadt gemindert. Die Verfügbarkeit von Breitbandanschlüssen sei heute für Unternehmen als Standortfaktor wichtiger als der Gewerbesteuerhebesatz oder die Verkehrsinfrastruktur, so der Wissenschaftler. Als Lösung empfiehlt er, mit externen Beratern durch einen kreisweiten Ausbauplan in größerem Rahmen für Verbesserungen zu sorgen und dabei auch Fördermöglichkeiten zu nutzen.
„Entscheidend ist das Geld“, sagte Reinhard Rohleder, der als Vertreter der Telekom auch auf die konkrete Situation in der Stadt einging. Zunächst erläuterte er die technischen Hintergründe. Wegen der materialbedingten Einschränkung der vorhandenen Kupferkabel liege die Zukunft im Glasfaserkabel, betonte er.
Derzeit verfolge die Telekom das Ziel, derartige Kabel bis zu den Verteilerkästen in den Straßen zu verlegen — allerdings nur dort, wo sich die Ausgaben durch spätere Einnahmen bezahlt machen. Am Beispiel von Herzkamp legte er präzise Zahlen vor, die sich nach ausgiebiger Betrachtung der Situation vor Ort gemeinsam mit Wirtschaftsförderer Detlef Merken ergeben haben.
Danach bleibe am Ende eine Deckungslücke in Höhe von 136 000 Euro, berichtete er und forderte Fördergelder von Land oder Bund. Einig war er sich mit dem Hauptgeschäftsführer der SIHK Hagen, Christoph Brünger, dass die Freigabe des Wettbewerbs auf dem Telekommunikationsmarkt für die Entwicklung schädlich war. „Auch die Mitbewerber schlagen sich nicht um die Randlagen“, sagte Rohleder.
In der anschließenden Diskussion wurde unter anderem gerügt, dass die Telekom keine Mischfinanzierung mit lukrativen Anschlussgebieten durchführe und dass viele Kunden bei weitem nicht die Leistung bekommen, für die sie bezahlen.
Für höhere Gebühren gebe es leistungsfähigere Anschlüsse, Techniker raten aber, man solle nicht alles glauben, was der Verkaufsaußendienst verspreche, berichtete Rohleder daraufhin - verbunden mit einem Seitenhieb auf ein jüngst im Wahlkreisbüro des CDU-Bundestagsabgeordneten Ralf Brauksiepe stattgefundenes Gespräch, nach dem von baldigen Lösungen die Rede war.