Sorge vor der Rückkehr des Wolfs
Während die einen vor einer erneuten Ansiedlung der wilden Tiere warnen, sind andere skeptisch, dass es überhaupt eine Gefahr gibt.
Sprockhövel. Am Thema Wölfe scheiden sich die Geister. Dass sich Wölfe früher oder später in unserer Region ansiedeln werden und auch in Sprockhövel ohne die entsprechenden Gegenmaßnahmen eine Gefahr für Mensch und Nutztier darstellen können, glaubt der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband und hatte jetzt sogar zu einem öffentlichen Mahnfeuer in Breckerfeld eingeladen, um auf das Problem aufmerksam zu machen. „Die Wiederansiedlung des Wolfes birgt eine hohe Gefahr für Schafe, Ziegen, Rinder und Pferde. Für Jungtiere wie Lämmer, Kälber oder Fohlen ist das Risiko besonders groß“, heißt es in der Pressemitteilung von Verbandsvertreterin Petra Drees-Hagen.
Nicht nachvollziehen kann die Darstellung NABU-Vorstandsmitglied Bernd Jellinghaus und hält die Aktion für eine „kalkulierte Verbandspolitik, um im Sommerloch Aufmerksamkeit zu erhaschen und von den wirklichen Problemen abzulenken“. So sieht der Ennepetaler Naturschützer, der zudem Jäger ist und selbst als Landwirt gearbeitet hat, auch in Zukunft keinerlei Gefahren für die Landwirtschaft. „Wölfe siedeln sich nur dann an, wenn sie sich verpaaren und anschließend ein Rudel bilden. Doch das passiert nur, wenn sie eine geeignete Stelle dafür finden“, erklärt Jellinghaus und ergänzt, dass die Region hierzulande — auch besonders naturreiche Gebiete wie Sprockhövel, Ennepetal und Breckerfeld — dafür nicht genügende Naturfläche biete und viel zu zersiedelt sei.
Erst das Grenzgebiet NRWs zu Rheinland-Pfalz würde als Ansiedlungsgebiet in Frage kommen. So ist sich der NABU-Vertreter sicher, dass eine Wolfsansiedlung hierzulande auch in Zukunft auszuschließen sei.
Heiner Born sieht das als Gastgeber anders. „Dass sich der Wolf hier niederlässt, halte ich für absolut realistisch. Schließlich kann sich solch ein Tier anpassen und sich mit der Zeit an alles gewöhnen“, glaubt der Breckerfelder Bauer und nennt das eigentlich scheue Wisent-Bison als Anpassungsbeispiel. Dass in unserer Region trotz standardisierter Biss- sowie Fellanalysen und sogar Genuntersuchungen noch keine einzige Wolfssichtung nachgewiesen worden sei, gibt Bernd Jellinghaus zu Bedenken und ergänzt, dass es immer wieder vorkomme, dass es sich bei vermeintlichen Sichtungen durch Bürger, oft um in die Jahre gekommene Hunden handeln würde. „In Gummersbach ist vor einiger Zeit zweifelsfrei ein Wolf gesichtet worden und 50 Kilometer kann solch ein Tier ohne weiteres weiterziehen“, entgegnet Born und fügt hinzu, dass das Wolfsproblem auch in Niedersachsen zunehmend Einzug hält. Auch die Gefahren durch einzelne, umherstreunende Wölfe bewerten Jellinghaus und Born höchst unterschiedlich. „Ein einzelner Wolf würde niemals ein Rind angreifen, sondern nur kleinere Tiere wie Hasen, Kaninchen, Waschbären oder junge Rehe. Das einzige Problem für die Landwirtschaft könnten Schafe sein“, klärt Jellinghaus auf und gibt zu Bedenken, dass auch letztere theoretische Gefahr durch „eingegrabene Euro-Stromzäune“ und „gescheite Hütehunde“ relativ leicht abgewendet werden könne.
„Wenn der Wolf kommt, würde er auch Rinder reißen und außerdem große Panik bei den Nutztieren auslösen“, entgegnet Heiner Born und spricht zudem die schwerwiegenden Folgen für Autofahrer durch entlaufende Tiere an. „Und wenn so ein Wolf so richtig Schmacht hat, können sie sogar spielende Kinder angreifen“, geht der Landwirt sogar noch einen Schritt weiter. Umso wichtiger ist es dem Breckerfelder, auf das Thema hinzuweisen, um sich „gemeinsam an einen Tisch zu setzen und Lösungen zu finden“, etwa durch besonders hohe Zäune, Ersatz für wegfallende Nutztierbeweidung oder Entschädigungszahlungen nach Wolfsangriffen.