Warnstreik: Am Busbahnhof ging gar nichts mehr
Der Ausfall vieler Linien im Kreis traf die Pendler vor allem früh morgens. Dann fuhren zumindest Ersatzbusse.
Sprockhövel. Birol Demirdelen ist ein Freund klarer Worte: „Zwischen fünf und sechs Uhr früh war hier tote Hose“, sagt der 51-Jährige, der am Busbahnhof Haßlinghausen am Warnstreik-Dienstag den Kiosk seines Sohnes führt. „Kaum Umsatz“, sagt er beim Blick in die Kasse und deutet auf die leeren Bussteige nebenan. „Kein Wunder.“
Dass die Linienbusse der Bogestra und der Verkehrsgesellschaft Ennepe Ruhr (VER) in den Depots bleiben, hat sich herumgesprochen. Jan Siebecke, der von Haßlinghausen aus nach Nächstebreck muss, versucht per Handy, eine Mitfahrgelegenheit zu organisieren. „Ich habe Verständnis für den Warnstreik“, sagt der 29-Jährige. „Aber es sollte trotzdem einen Notfallplan geben.“
Den gibt es, aber längst nicht für alle Linien: Im Auftrag der Verkehrsunternehmen sind Busse privater Unternehmen wie Groeger, Schiwy und Graf im Einsatz — etwa, um die Uni-Linie SB 67 nach Bochum zu bedienen.
Marianne Auweiler über ihre Anreise nach Haßlinghausen
Das ändert nichts daran, dass der Warnstreik mit der Verdi-Kundgebung für den Kreis in Gevelsberg auch in Sprockhövel Wirkung zeigt: „Ich bin heute früh direkt aufs Auto umgestiegen“, sagt Marianne Auweiler. Sie diskutiert mit Hanna Brandt am Kiosk über die Bezahlung von Busfahrern, während in Gevelsberg gut 600 Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes für 3,5 Prozent mehr Gehalt demonstrieren.
In der Natur-Kita-Schee an der Elberfelder Straße gibt es dagegen nur eine Notbesetzung: Vier Mitarbeiterinnen streiken. Die Eltern der insgesamt 97 Kinder der Tagesstätte waren vorab informiert worden und haben ihren Nachwuchs entweder gleich zu Hause gelassen oder woanders untergebracht. Für alle Familien, bei denen das nicht klappt, gibt es zumindest eine Ersatzgruppe. „Wir haben heute etwa 25 Kinder hier“, sagt Kita-Leiterin Cornelia Mühlböck. „Viele Eltern haben uns heute unterstützt.“
Im Rathaus geht dagegen alles seinen gewohnten Gang. Zumindest auf den ersten Blick: Das Bürgerbüro ist geöffnet. Aber es gibt kaum Kundschaft — ohne die Busse in der Nachbarschaft.